Nachdem das Bingenheimer Ried 1985 als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde, begann bis Ende der 1990er Jahre das, was heute unter dem Begriff „Gebietsmanagement“ zusammengefasst wird: die gezielte Konzeption und Umsetzung von speziellen Maßnahmen zum Schutz einzelner Arten oder Artengruppen. Ein alljährliches Bestandsmonitoring der Brutvögel durch die AG Wiesenvögel unter Federführung der HGON, den Einsatz der Artberater*innen der Staatlichen Vogelschutzwarte und in mehrjährigen Abständen durchgeführte Erfassungen von Amphibien und Libellen bilden die Grundlage, Erfolge rasch zu erkennen und bei Misserfolgen rasch, oft innerhalb weniger Wochen, nachsteuern zu können.
Maßnahmen
Neben der Neuanlage von Kleingewässern und der Extensivierung der Grünlandnutzung profitierte das Gebiet vor allem von einem aktiven Wasserstandsmanagement durch ein Stauwehr und die Pflege der Grünlandflächen durch Rinderbeweidung anstelle der ursprünglich durchgeführten Mahd.
Die starke Bestandszunahme des Rotfuchses infolge der Tollwut-Immunisierung und die Ausbreitung des Waschbärs als Neozoon führten seit etwa 2008 zu stark sinkenden Reproduktionswerten und abnehmenden Bestandsgrößen infolge der hohen Prädationsrate von Gelegen und Jungvögeln. Durch die Errichtung eines dauerhaften Prädationsschutzzaunes ab dem Jahr 2022 in einer Kombination aus Knotengittergeflecht und Elektrolitzen führte zu einer grundlegenden Verbesserung der Bruterfolge und auch der Bestandsgrößen.
Herausragende Entwicklung der Artvorkommen
Der Bestand der seltenen Brutvögel, Amphibien und Libellen im Bingenheimer Ried hat sich seither außergewöhnlich günstig entwickelt. So brüten mittlerweile mehr als 200 Kiebitz-Weibchen mit sehr gutem Bruterfolg, etwa ein Drittel aller in Hessen revierhaltenden Bekassinen ist hier zuhause und auch als Brutplatz von insgesamt acht Entenarten ist das Gebiet bundesweit von großer Bedeutung (Stand Sommer 2025). Auf einer Fläche von nur 0,03 % der der hessischen EU-Vogelschutzgebiete brüten insgesamt 25 Vogelarten mit überregional bedeutenden Vorkommen, darunter 14 Arten mit mindestens 10 bis mehr als 80 Prozent des hessischen Bestandes.
Unter den Rastvögeln sind folgende Arten besonders hervorzuheben, deren landesweit bedeutendste Bestände im Gebiet vorkommen: Kampfläufer, Bekassinen, Bruchwasserläufer, Sandregenpfeifer, Löffelente, Spießente sowie Rohrweihe. Einige der zehn nachgewiesenen Amphibienarten besiedeln mit ihren landesweit größten Populationen das Gebiet, beispielsweise die Knoblauchkröte. Unter den Libellen haben die Vorkommen von Südlicher Mosaikjungfer, Südlicher Binsenjungfer und vor allem Südlicher Heidelibelle besondere Bedeutung. Für diese Arten stellt das NSG die landes- und im Fall der Südlichen Heidelibelle sogar bundesweit wichtigste Population dar. Damit ist das Bingenheimer Ried auch einer der bedeutendsten Lebensräume für Amphibien und Libellen in unserem Bundesland.
Aktuelles
Einen Einblick in das aktuelle Brutgeschehen geben wir in unseren News:











