Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Entdecken 8 Gründe für den Kiebitz - Wir sind dann mal weg

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8 Gründe für den Kiebitz - Wir sind dann mal weg

Grund Nr. 1: Die Bestandsabnahme des Kiebitzes spiegelt die Veränderung der Kulturlandschaft.

Zum 50. Jubiläum der Aktion "Vogel des Jahres" erfolgt die Wahl der Vogelart erstmals öffentlich. Die 10 Kandidaten, die sich in der Vorrunde die obersten Plätze ergattert haben, sind: Stadttaube, Rotkehlchen, Amsel, Feldlerche, Goldregenpfeifer, Blaumeise, Eisvogel, Haussperling, Kiebitz und Rauchschwalbe. Noch bis zum 19. März kann abgestimmt und für seinen Favoriten geworben werden. Die HGON möchte euch den Kiebitz empfehlen - aus insgesamt 8 Gründen, die wir euch in den kommenden 8 Wochen vorstellen wollen. Jeder davon würde schon allein ausreichen, den Kiebitz als Vogel des Jahres zu wählen!

Wiesen und Äcker, das sogenannte Offenland, entstand vor allem durch Waldrodungen  unserer Vorfahren. Der Kiebitz meidet Gehölze und hat daher von der Öffnung der Landschaft profitiert. Noch vor wenigen Jahrzehnten war er als Kulturfolger ein weit verbreiteter Brutvogel der Wiesen und Äcker. Doch dann die Wende: Waren in den 1970er Jahren noch mehr als 2.000 Brutpaare der auffälligen Vögel allein in Hessen Zuhause, sind es in den letzten Jahren nur noch rund 250. Bundesweit verlief der Rückgang mit ebenfalls knapp 90 Prozent seit 1992 sogar noch schneller. Ursache für den dramatischen Rückgang ist der Lebensraumverlust durch die zunehmend intensivere Landwirtschaft, von der Trockenlegung der Flussauen und Feuchtgebiete bis hin zur Intensivbewirtschaftung mit stark gedüngtem Vielschnittgrünland und Pestizidanwendungen auf den Äckern. In stark gedüngten Fettwiesen (im Frühjahr oft erkennbar durch das Einheitsgelb der Löwenzahnblüte) gibt es zu wenig Insekten als Nahrung und die Grasbestände sind zu dicht, so dass sich die Jungvögel kaum fortbewegen können und verhungern. Von der Nahrungsarmut auf Ackerflächen ganz zu schweigen. Somit ist jeder der wenigen, noch bei uns brütenden Kiebitze eine lebendige Erinnerung an die besten Zeiten unserer Kulturlandschaft: an blumenbunte und insektenreiche Wiesen mit Feuchtstellen, in denen neben dem Kiebitz noch viele andere, unauffälligere, aber heute ebenso oder sogar noch stärker bedrohte Tiere und Pflanzen vorkamen. Und: Maßnahmen für den Kiebitz helfen daher auch zahllosen anderen Arten in diesem ehemals vom Menschen geschaffenen und unsere Landschaft prägenden, inzwischen aber hochgradig bedrohten Lebensraum.