Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Entdecken Brütende Bienenfresser in der Wetterau

Ornitho  Vögel 

Brütende Bienenfresser in der Wetterau

Faszination Bienenfresser: Johann Wilhelm verbrachte rund 125 Stunden Beobachtungszeit mit den bunten Neuankömmlingen.

Der Schutzgebietsbetreuer und Ehrenvorsitzende des Naturschutzring Waldsiedlung e.V. entdeckte am 03. Juni 2020 Bienenfresser an den Teichen der Nachtweide. Von seinen spannenden Beobachtungen und Erlebnissen rund um die bunten Vögel soll im Folgenden berichtet werden:

Zuerst war es ein Pärchen, eine Woche später zwei Pärchen - schon von weitem hörte man ihr Rufen "prüt prüt prüt". Nach einigen Tagen beobachtete Wilhelm auf der Überlandleitung, die die Nidder am Schutzgebiet quert, die Balz der zwei Brutpaare. Die Weibchen auf der Leitung wurden von den Männchen mit Libellen, Hummeln und Kleininsekten verwöhnt. Immer wieder saßen die vier prächtigen Vögel auch auf den Weiden an den Teichen des Schutzgebietes und hielten nach Nahrung ausschau.

Nach einiger Zeit beobachtete Wilhelm nur noch zwei Bienenfresser, was war geschehen? Von seinem versteckten Standpunkt konnte der Naturschützer mit seinem Spektiv beobachten, wie die Vögel immer wieder eine bestimmte Stelle an der Nidder anflogen und verschwanden. Von seinen Urlaubsreisen in den Süden nach Portugal und in die Provence wußte Wilhelm, dass die Vögel am liebsten an Steilhängen/Steilufern brüten und so konnte er die Bruthöhlen nach einiger Zeit lokalisieren. Nach einem Standortwechsel konnte Wilhelm die Brutröhren ohne die Vögel zu beunruhigen oder zu stören im Auge behalten. Die Brutröhren sind ein bis zwei Meter tief und das Einflugloch weist einen Durchmesser von 8 bis 15 cm auf. Die Bienenfresser hatten also ein Gelege und brüteten!

Die Brutdauer betrug 21 Tage, dann waren es wieder alle vier Vögel, die nun in kurzen Abständen die Brutröhren anflogen. Nach voherigem lauten Rufen "prüt prüt", welches die Fütterung jedesmal ankündigte, ging es im Sturzflug in oder an die Höhle. Die Nestlingszeit betrug 28 Tage, ätere Jungvögel holten sich ihr Futter schon am Eingang der Höhle ab. Nach ca. 49 Tagen flogen die Altvögel immer wieder mit Futter im Schnabel, nachdem sie vorher von ihrer Sitzwarte lange gerufen und gelockt hatten, am Eingang des Brutraums vorbei, um die Jungvögel zum Ausfliegen zu bewegen. Dies war äußerst spannend zu beobachten!

Am Sonntag den 09. August war es dann soweit, ab 9 Uhr bis um 12:20 Uhr zählte Wilhelm von einem Brutpaar zusätzlich zu den Eltern noch fünf Jungvögel auf der Stromleitung. Ein Brutpaar,  welches zuerst vor Ort war, ist auf unerklärliche Weise - nachdem es kurze Zeit nach dem Ausflug der Jungen noch weiter entfernt gesehen wurde - nicht mehr vor Ort? Waren daran die sechs Turmfalken beteilgt, die natürlichen Feinde der Bienenfresser? Nun, die verbliebenen sieben Bienenfresser haben sich sehr schnell immer weiter Richtung Hainchen abgesetzt und blieben unsichtbar. Wilhelm hofft, dass sie überlebt haben. "Auf jeden Fall waren die gut 125 Stunden Beobachtungszeit sehr lehrreich und spannend", so Wilhelm. "Alle Beobachtungen wurden auf www.ornitho.de festgehalten, mein Dank gehen an Stefan Stübing und Sven Eric Wagner, welche mich bei meinen Beobachtungen unterstützt haben.".

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