Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Citizen Science - Datenerhebung durch interessierte Laien

Neue Studie zum Thema Citizen Science in der Fachzeitschrift „Nature Reviews Methods Primers“veröffentlicht.

Citizen Science, auch Bürgerwissenschaft oder Bürgerforschung genannt, wird im weitesten Sinne als die öffentliche Beteiligung an wissenschaftlicher Forschung definiert. Diese Form der Datenerhebung entwickelt sich zunehmend zu einem gut entwickelten und häufig wertgeschätzten wissenschaftlichen Ansatz mit globaler Reichweite und wird in den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Bereichen eingesetzt. Die zunehmende Anwendung dieser Methode ist auch durch die wachsende Verfügbarkeit von Informationstechnologie wie Handys, kostengünstige Sensoren, und den einfachen Datenaustausch bzw. die Datenmeldung über das Internet.

In einer kürzlich veröffentlichten Studie in der Fachzeitschrift „Nature Reviews Methods Primers“ beleuchten Fraisl und seine Koautor*innen Citizen Science als Methode für Wissenschaftlicher*innen und Praktiker*innen im Bereich Umweltwissenschaften und Ökologie. Die Autor*innen stellen hierbei zunächst die verschiedenen Planungsstufen eines Citizen Science Projektes vor und konzentrieren sich anschließend auf die wichtigsten Probleme, die auftreten können, und stellen einige Lösungsansätze hierzu vor. Zu den Problemen zählen beispielsweise die (dauerhafte) längerfristige Bindung von Teilnehmer*innen, die Sicherung der Datenqualität, Reproduzierbarkeit von Ergebnissen oder die Korrekturmöglichkeiten von Verzerrungen.

Anhand einer Auswahl von Beispielprojekten wird die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt. Diese reicht laut Autor*innen von der Erforschung der biologischen Vielfalt, der Bewertung der Bodenbedeckung, der Überwachung von Waldzuständen bis hin zur Aufnahme der Meeresverschmutzung. Ein vorgestelltes Citizen Science Projekt ist das MammalWeb.

Ein Wildkamerafoto nach dem anderen – Monitoring wildlebender Säugetiere in Europa

Das Projekt MammalWeb startete 2015 im Nordosten Englands. Inzwischen gibt es Teilnehmer*innen in vielen Ländern Europas. Im Rahmen des Projekts wird über einen bürgerwissenschaftlichen Ansatz das Vorkommen von Säugetieren erfasst. So können Datenlücken in Bezug auf die Verbreitung und Diversität von Säugetieren geschlossen werden. Teilnehmer*innen stellen ihre eigenen Wildkameras mit Bewegungsauslöser auf. Die so gesammelten Fotos und Videos werden zusammen mit Daten zu Ort und Zeit auf MammalWeb hochgeladen und von registrierten Nutzer*innen klassifiziert. Über Zeitstempel lassen sich so beispielsweise saisonale zeitliche Muster verschiedener Arten erfassen. Mit Hilfe des Netzwerks aus verschiedenen Teilnehmer*innen konnten bereits etwa 2 Millionen Fotos gesammelt werden, welche beispielsweise dabei geholfen das Vorkommen invasiver Arten zu belegen. Zudem dient der generiete Datensatz dazu Algorithmen für maschinelles Lernen zur automatischen Erkennung von Wildtieren zu trainieren.

Die Studie kann in der Fachzeitschrift Nature Reviews Methods Primersgelesen werden:
Citizen science in environmental and ecological sciences

Jeder kann mithelfen: Wertvolle Beobachtungsdaten beitragen!

Jeder mit grundlegenden Artenkenntnissen kann wertvolle Beobachtungsdaten beitragen – auch Einzelbeobachtungen können hierbei von Bedeutung sein. Hierfür gibt es zahlreiche Meldeprogramme, an denen sich auch die HGON beteiligt: Melden Sie zum Beispiel Ihre Vogelbeobachtungen auf ornitho.de (mehr dazu unter: ornitho) oder Heuschrecken-Sichtungen unter Netzwerk Heuschrecken.