Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Das Dilemma des klimafitten Waldes

In Zukunft werden Trockenheit besser vertragende Baumarten in der Waldzusammensetzung an Bedeutung gewinnen.

Der HGON-Arbeitskreis Gießen und die NABU Gruppen Horlofftal/ Nonnenroth hatten zu einer Wald-Exkursion im Nonnenröther Wald eingeladen. HGON-Arbeitskreisleiter Heinz Weiss begrüßte den engagierten Forstwissenschaftler Thomas Ullrich und die interessierten Teilnehmenden ganz herzlich.
In Zeiten, in denen der Klimawandel noch kein Thema war, sah man aus waldökologischer Sicht ein Hauptproblem in den Fichtenmonokulturen, die zur Bereitstellung von Bauholz nach dem zweiten Weltkrieg entstanden waren. Die damit einhergehenden Kalamitäten wie Windwurf und Borkenkäferschäden waren und sind seitdem ein ständiger Begleiter. In Hessen, einen von Laub- und Mischwäldern geprägten Land, lag der Anteil reiner Fichtenwälder jedoch stets unter 10 % der Waldfläche.

In der Zwischenzeit, so der Forstwissenschaftler, hat sich etwas Wesentliches verändert. Die Welt steht am Beginn einer dramatischen Klimakrise. Im Pariser Klimaabkommen hat sich die Weltgemeinschaft auf einen Temperaturanstieg von deutlich unter 2 °C festgelegt. Ob dieses Ziel erreicht wird, ist jedoch mehr als fraglich. Daher müssen wir in unseren Raum mit den durch den Klimawandel verursachten gravierenden klimatischen Veränderungen rechnen. In Zukunft werden Trockenheit besser vertragende Baumarten in der Waldzusammensetzung an Bedeutung gewinnen. Dies sind beispielsweise Eichen- und Lindenarten, Hainbuche, Feldahorn, Vogelkirsche und die seltene Elsbeere, die am Waldrand von Nonnenroth betrachtet werden konnten.

Zukunftsaussichten

Um heute einen klimafitten Wald zu gestalten, müssten wir wissen, wie der Temperaturanstieg in unserem Gebiet weiter voranschreitet. Und ob er tatsächlich bei +1,5 Grad Celsius haltmacht. Ehrlich gesagt, so der Forstwissenschaftler, fehle ihm der Optimismus dies für realistisch zu halten. Wenn die Erderwärmung aber +2, +3 °C oder mehr beträgt, was dann? Dann ist das heute gepflanzte ggf.  ebenso falsch wie eine Fichtenmonokultur. Das sei das wahre Dilemma.
Für die Anpassungen der an den Klimawandel stehen uns in Mitteleuropa nur rund 40 heimische Baumarten zur Verfügung. Angesichts der Klimazonenverschiebung sollte man aus Sicht des Forstexperten auch gezielte Anbauversuche mit Gastbaumarten aus trockenen Regionen wagen. Dazu zählen die bereits von den Römern eingeführten Esskastanien und Walnussbäume. Stürme, Trockenheit, und Starkregen, so der Wissenschaftler, verstärken in Zukunft die Klimaextreme. Alles keine hoffnungsvollen Vorzeichen für die weitere Entwicklung unserer Wälder

Heinz Weiss – AK Gießen