Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Das Rebhuhn ist Vogel des Jahres 2026

Als spezialisierter Offenlandvogel bewohnte das Rebhuhn ursprünglich Steppengebiete und meidet Wälder und größere Gehölze, um Beutegreifern aus dem Weg zu gehen. Trotz des hohen Waldanteils Hessens kam das Rebhuhn bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts sogar in den Hochlagen der Mittelgebirge vor – ein Hinweis auf seine frühere Häufigkeit. Der Ort Rebgeshain im Vogelsberg trägt den Feldvogel noch heute stolz im Ortswappen.

In den 1950er Jahren lebten nach der Brutzeit noch mehrere Hunderttausend, teils über eine Million Rebhühner in Hessen. Doch mit der zunehmenden Intensivierung der Landwirtschaft verschwanden Hecken, Feldraine und Brachen – Lebensräume, die das Rebhuhn dringend braucht. Der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln reduzierte zudem die Insektennahrung der Küken drastisch. Heute gilt das Rebhuhn als der Landvogel Europas mit dem stärksten Rückgang. Seine Bestände sind in den letzten Jahrzehnten um über 90 % eingebrochen. Mit der Wahl zum Vogel des Jahres erhält das Rebhuhn nun die öffentliche Aufmerksamkeit, die es dringend braucht. Sein Rückgang steht stellvertretend für den Verlust vieler weiterer Arten der offenen Feldflur.

Dramatischer Rückgang: Entwicklungen in Hessen

In Hessen ermittelte die HGON während der Kartierungen zum Atlas Deutscher Brutvogelarten ADEBAR in den Jahren 2005 bis 2009 einen Bestand von nur noch 5.000 bis 7.000 Rebhuhn-Revieren, was aber bei einem Flächenanteil von nur 6 Prozent immerhin einem Anteil von etwa 10 Prozent des bundesweiten Vorkommens darstellte. Und damit nicht genug, der Rückgang hielt weiter an: bis 2017 halbierte sich die flächige Verbreitung nochmals und der Bestand ging auf 2.000 bis maximal 4.000 Reviere zurück.

Das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“

Um die Art bundesweit zu fördern, wurde 2023 das Projekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern“ gestartet – initiiert von Rebhuhn-Forschenden der Universität Göttingen. Aus über 50 Initiativen wurden die zehn effektivsten Schutzgebiete ausgewählt – darunter auch zwei in Hessen: „Gießener Land & Wetterau“ sowie das „Hessische Ried“. Diese Auswahl unterstreicht die hohe Bedeutung des hessischen Rebhuhnvorkommens für den Erhalt der Art in Deutschland. Hier wird nun bis zum Jahr 2028 versucht, die Bestände durch die Etablierung möglichst vieler Blühflächen so weit zu fördern, dass eine Ausbreitung in Bereiche erfolgt, in denen das Rebhuhn in den letzten Jahrzehnten regional ausgestorben ist. Auf der Internetseite des Projektes www.rebhuhn-retten.de heißt es: „Ein wesentliches Element der Umsetzung ist die Einbeziehung, Beratung und Begleitung der Landwirt*innen, Jäger*innen und Naturschützer*innen vor Ort. Nur gemeinsam ist effektiver Rebhuhnschutz möglich“.

Mitmachen – Gemeinsam für das Rebhuhn

Wer Rebhühner selbst erleben möchte, hat derzeit in den Ackerlandschaften von Kassel über den Schwalm-Eder-Kreis, das Amöneburger Becken, den Raum Gießen und die Wetterau bis Frankfurt und Wiesbaden sowie in der Rheinebene in den Kreisen Groß-Gerau und Bergstraße („Hessisches Ried“) gute Chancen. Besonders günstig zur Beobachtung sind jetzt im Herbst die Nachmittagsstunden, wenn die Rebhuhnfamilien die Deckung verlassen und auch auf Feldwegen oder abgeernteten Feldern zu sehen sind. Die HGON nutzt diese Zeit zu einer gezielten Erfassung des Bruterfolges, da sich die Jungvögel jetzt farblich noch gut von den Alttieren unterscheiden. Im Frühjahr beginnt dann das jährliche Rebhuhn-Monitoring, das in Hessen von der HGON im Rahmen des bundesweiten Monitorings seltener Brutvögel organisiert wird. Wer bei den Erfassungen mitwirken möchte, kann sich unter rebhuhn(at)hgon.de melden.

Ein Botschafter der Vielfalt

Das Rebhuhn steht stellvertretend für viele Arten der Agrarlandschaft. Sein Schutz ist Arten- und Landschaftsschutz zugleich – für Feldlerche, Wildbiene und unzählige weitere Tiere, die unsere Kulturlandschaft bereichern. Mit der Wahl zum Vogel des Jahres 2026 bekommt das Rebhuhn endlich die Aufmerksamkeit, die es verdient – und wir alle die Chance, gemeinsam ein Stück Natur zurück auf unsere Felder zu bringen.

 

Projektinformationen "Rebhuhn retten"
 
Im Verbundprojekt „Rebhuhn retten – Vielfalt fördern!“ haben sich der DDA, der Deutsche Verband für Landschaftspflege e.V. (DVL), die Abteilung Naturschutzbiologie der Georg-August-Universität Göttingen und 12 weitere Projektpartner in bundesweit zehn Projektgebieten zusammengeschlossen, um die Lebensbedingungen für das Rebhuhn zu verbessern. Wer mehr über das Projekt erfahren möchte, findet Informationen unter www.rebhuhn-retten.de.

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