Erste Erfolge im Turteltauben-Schutz
Gute Nachrichten für die Turteltaube
Im Jahr 2018 wurde von der EU ein internationaler Aktionsplan für die europäische Turteltaube (Streptopelia turtur) verabschiedet, welcher als Sofortmaßnahme eine Regulierung der legalen Jagd beinhaltete – dies wurde in den verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten unterschiedlich umgesetzt. Wie die Reduzierung der Jagd bzw. ein komplettes Jagdverbot, zumindest auf der westlichen Zugroute zu einer Populationszunahme beigetragen hat, wird in den kürzlich veröffentlichen Berichten für die Europäische Kommission zum adaptiven Jagdmanagement dargestellt.
Westzugroute: Zunahme der Turteltaubenbestände dank Jagdmoratorium
Turteltauben, die entlang der Westzugroute von ihren europäischen Brutgebieten in die afrikanischen Überwinterungsgebiete ziehen, waren insbesondere in Frankreich, Spanien und Portugal durch Jagd bedroht. Vor 2018 wurden allein in diesen drei Ländern jeden Herbst etwa 1 Millionen Turteltauben legal geschossen. Auch die meisten unserer in Hessen brütenden Turteltauben ziehen entlang der Westzugroute.
Entsprechend der Forderungen im Aktionsplan wurde im Jahr 2021 ein vierjähriges Jagdmoratorium, also das vollständige Aussetzen der legalen Jagd, in den drei Mitgliedsstaaten festgelegt. Aktuelle Populationszahlen zeigen nun, dass dies wahrscheinlich zur Zunahme der Turteltaubenbestände geführt hat. Während die Turteltaubenpopulation zwischen 2007 und 2021 kontinuierlich abgenommen hat, kehrte sich dieser Trend nach Einführung des Jagdverbotes um: Die Populationsgröße im Jahr 2023 wurde auf den höchsten Stand seit 2011 geschätzt. Der Bestand ist seit Einführung des Jagdmoratoriums um etwa 400,000 Turteltaubenpaare angestiegen (2021: 1.56 Millionen Brutpaare vs. 2023: 1.96 Millionen Brutpaare). Diese Zunahme ist vermutlich auf eine verbesserte Überlebensrate durch die Jagdaussetzung zurückzuführen, denn die Gesamtproduktivität hat in den Jahren 2022 und 2023 weiterabgenommen, vermutlich bedingt durch ungünstige Witterungsbedingungen zur Brutzeit. Die ersten verzeichneten Schutzerfolge führen hoffentlich zu einer Verlängerung des temporären Jagdmoratoriums für 2025 und folgende Jahre sowie zu weiteren Hilfsmaßnahmen, wie Maßnahmen zum Lebensraumerhalt und zur verbesserten Nahrungsverfügbarkeit.
Ost- und Zentralzugroute: Anhaltende Bestandsabnahme
Während die Populationszahlen entlang der Westzugroute Hoffnung auf bessere Zukunftsaussichten für Turteltauben wecken, sinken die Populationszahlen entlang der Ost-/Zentralzugroute weiterhin. Es wird eine Abnahme von etwa 50% der Population im Zeitraum von 2003 (1.04 Millionen Brutpaare) bis 2023 (0.56 Millionen Brutpaare) berichtet. Die Autoren des Berichts mutmaßen, dass die konträren Populationsentwicklungen je nach Zugroute auf die unterschiedlich strikten Jagdeinschränkungen (Westzugroute: keine legale Jagd vs. Ost-/Zentralzugroute: reduzierte/eingeschränkte Jagd) zurückzuführen ist.
Entlang der Ost-/Zentralzugroute gibt es bisher kein Jagdmoratorium. Im März 2023 wurde den Mitgliedsstaaten entlang dieser Zugroute eine Empfehlung zum Aussetzen der Jagd auf Turteltauben ausgesprochen. Dies wurde nur von ein paar wenigen Regionen in Italien umgesetzt (Abruzzen, Bozen und Trient). In den betroffenen Mitgliedstaaten, in denen die Turteltaube eine jagdbare Art ist, ist die Jagd trotzdem weiterhin genehmigt (AT, GR, BG, CY, RO, IT, MT), wobei zumindest in vielen die maximalen Stückzahlen heruntergesetzt wurden. Die Jagdregulierungen, wie maximale Individuenanzahl, variieren hier je nach Staat und Regionen, die gemeldeten Zahlen für 2023 liegen jedoch zumindest unterhalb der Durchschnittswerte früherer Jahre (Vergleich mit den Jahren 2013 bis 2018). Daten zu demografischen Parametern, wie Überlebensraten und Produktivität, fehlen aus den meisten der Mitgliedsstaaten, sodass eine Erstellung von Populationsmodellen derzeit nicht möglich ist. Auch hier gilt: Alleine die Jagdregulierung wird nicht zum langfristigen Schutz der Turteltauben ausreichen und wirksame Maßnahmen zum Erhalt und der Wiederherstellung geeigneter Lebensräume in Brut-, Rast-, und Wintergebieten sind notwendig.