Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Glücksbringer im Reinhardswald

Erstmals Kranichnachwuchs in Hessen nachgewiesen: Neuer Brutvogel für Hessen!

Pressemitteilung des Forstamt Reinhardshagen

In vielen Ländern gelten sie als Glücksbringer: Kraniche, deren Zugformationen alljährlich im Frühjahr und im Herbst am Himmel über unserer Region zu beobachten sind. Dabei liegen ihre Brutgebiete schwerpunktmäßig deutlich weiter nordöstlich.
„Wir sind stolz darauf, dass sich in diesem Jahr erstmals ein Kranichpaar im Sommer nicht nur im Reinhardswald niedergelassen, sondern auch erfolgreich Nachwuchs hervorgebracht hat“, freut sich Dr. Markus Ziegeler, Leiter des Forstamts Reinhardshagen. Der scheue Großvogel benötigt für seine Brut möglichst feuchte und störungsarme Bereiche, wie sie im Reinhardswald zu finden sind. Dass hier durch Stürme und Borkenkäfer in den vergangenen Jahren große Kahlflächen entstanden sind, scheint den Kranich dabei nicht zu stören. Die vielfach zu hörende Ansicht, dass es sich bei den Kahlflächen einfach nur um geschädigten Wald handeln würde, teilen die Forstleute im Reinhardswald ohnehin nicht. „Auf den ehemals mit Fichten bestandenen Flächen begründen wir nach und nach wertvolle Mischbestände als wichtigen Beitrag auch für den Klimaschutz“, betont Ziegeler. Darüber hinaus würden die zwischenzeitlich entstandenen Strukturen zahlreichen Greifvögeln und anderen Tierarten einen idealen Lebensraum zur Nahrungssuche bieten. So seien beispielsweise Rot- und Schwarzmilane mittlerweile deutlich häufiger nicht nur in den Randlagen, sondern auch inmitten des Waldes anzutreffen. „Dass wir nach mehreren Brutpaaren des Schwarzstorchs nun auch den Kranich im Reinhardswald begrüßen können, zeigt uns, wie wichtig große zusammenhängende Waldgebiete für die Artenvielfalt sind“, ist Ziegeler überzeugt. Deren Erhalt sei eine wichtige Aufgabe im Rahmen einer naturnahen und umfassend nachhaltigen Bewirtschaftung der heimischen Wälder. Ob die waldfreundliche Witterung der vergangenen Wochen bereits auf die glückbringende Eigenschaft des Kranichs zurückzuführen sei, schließt Ziegeler augenzwinkernd zumindest nicht aus.

Weitere Informationen zum Forstamt Reinhardshagen erhalten Sie im Internet unter www.hessen-forst.de/kontakt/forstamt-reinhardshagen/

Kraniche in Hessen

Während des Zugs ist es zwar ein bekanntes Bild am Himmel, doch galt der Kranich in Hessen bisher nicht als Brutvogel. "Die Ansiedlung des Kranichs in Hessen wird allerdings aus ornithologischer Sicht seit mindestens 10 Jahren erwartet", so Stefan Stübing, Avifaunareferent der HGON. "Bereits mehrfach gab es in der Wetterau starken Brutverdacht, so etwa in den Jahren 2013 und 2020, wobei bisher allerdings keine erfolgreichen Bruten verzeichnet werden konnten."

Seit über 30 Jahren lässt sich eine stetige Ausbreitung der Brutgebiete nach Südwesten beobachten. Dabei handelt es sich beim Kranich übrigens um eine Wiederbesiedlung ehemaliger Brutgebiete, denn er wurde bereits früh bis hin zur Ausrottung bejagt. Mittlerweile sind Nachbarländer und -bundesländer wieder besiedelt. Etwa NRW und Bayern sowie die Niederlande und Frankreich. Auch aus Schottland gibt es mittlerweile Brutnachweise und auch Irland, wo die Art seit über 300 Jahren als ausgestorben galt, weist erstmals wieder Bruten auf.

Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Verlauf in den kommenden Jahren verstetigen wird. Ungewöhnlich bei der nordhessischen Brut ist, dass bereits im Jahr der Ansiedlung ein Brutversuch stattfand und dieser auch gleich erfolgreich war. Oft erfolgen erst in Folgejahren nach der Ansiedlung die ersten Brutversuche, daher ist diese auch noch erfolgreiche Brut äußerst sensationell!

Foto: Roswitha Schultheiß

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