Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Entdecken Im Schlaf für die Wissenschaft - Nocturnal Migration

Forschung  Vögel 

Im Schlaf für die Wissenschaft - Nocturnal Migration

Zeit für die Auswertung.

Während der Vogelzug am Tag durch Sicht- und Hörbeobachtungen oft recht gut wahrzunehmen ist, gab es bisher nur wenige Erkenntnisse zu den Zugaktivitäten der Vögel in der Nacht. Doch Fakt ist, dass der größte Teil des Vogelzugs in der Nacht stattfindet.
Begleitet Nastascha und Bastian in die spannende Welt des nächtlichen Vogelzugs:
Hier geht es zum ersten Artikel aus der Reihe.
Mehr zum eingesetzten Equipment findet ihr hier.

Auswertung

Die ersten Nächte durchzuhören war für Bastian und Natascha besonders spannend. Erstmals sahen sie Bilder zu den Rufen, die sie nur zu gut kennen: Blässgänse, Singdrosseln, Feldlerchen, Amseln und einige Arten mehr waren Anfang bis Mitte Februar nachts am Ziehen.

Dadurch, dass sie zu Beginn des Zugs im Frühling mit NocMig begannen, konnten sie nach und nach ihr Gehör mit den Sonagrammen verschmelzen lassen, ehe die Migration ihren Höhepunkt erreichte.

Schnell stellte sich für beide heraus, dass die Auswertung viel Zeit kostet, Konzentration notwendig ist und Frustration bedeuten kann.

Zeit: je nach Zugintensität in der Nacht brauchten sie etwa 20 – 40 Minuten, um 1 Stunde Aufzeichnung auszuwerten. Je mehr Erfahrung sie sammelten, desto weniger Zeit mussten sie aufbringen.

Konzentration: das geistige Abspeichern von Sonagrammen ohne den Ruf gehört zu haben, brauchte viel Konzentration und Übung. Sie hinterfragten jeden einzelnen Ton auf den Aufzeichnungen und jeden einzelnen Strich im Sonagramm. Nach einigen Auswertungen konnten sie mechanische oder vom Menschen erzeugte Geräusche optisch immer häufiger herausfiltern, ohne sich die Aufnahme anzuhören.

Frustration: Diese hält bis heute an und wird vermutlich noch lange Zeit mit Durchhaltevermögen eine Herausforderung sein. Nachdem sie nun „leichte“ Rufe wie von Drosseln und Gänsen erlernt hatten, nahm die Vielfalt der ziehenden Arten und folglich die Vielzahl an Rufen stetig zu. Die Schwierigkeit an den Auswertungen ist, dass häufig Vögel in großer Entfernung vorbeiziehen und dann nur Fragmente von Rufen zu sehen oder hören sind. Hinzu kommt, dass Säuger oder andere Tiere ähnliche Laute von sich geben können (vergleicht beispielsweise einmal das „Miau“ einer Katze mit dem Ruf einer entfernten Schwarzkopfmöwe. Des Weiteren haben einige Arten in ihren Rufen Variationen oder unterschiedliche Rufe (vgl. Blässhuhn, Wasserralle).

Aus diesem Grund mussten Bastian und Natascha schon viele, viele vermeintliche Rufe vorerst als sogenannte „UFO's“ abspeichern und hoffen darauf, sie in ein paar Jahren bestimmen zu können.
Bis dahin nutzen sie die Seiten www.xeno-canto.org sowie https://soundapproach.co.uk/. Mittlerweile hat sich in Deutschland eine Community an Menschen zusammengeschlossen, die NocMig umsetzen und sich darüber austauschen.

Software

Um die Tondateien auswerten zu können, haben sie sich für das kostenfreie Programm Audacity entschieden. Um einen kurzen Einblick in das Programm zu bekommen, könnt ihr euch hier zwei Tutorials anschauen:

Audacity for beginners (https://www.youtube.com/watch?v=1GAx72OdLHo)

NocMig - Audacity Processing (https://www.youtube.com/watch?v=PELB1UMDonw)

Kostenpflichtige Programme wie Audition beispielsweise bieten mehr Möglichkeiten, wie das Verstärken einzelner Frequenzen oder Abschnitte.

Ein Wunsch von den Beiden ist, dass es einmal ein Programm geben wird, das mögliche Arten automatisiert erkennen kann und dazu lernt.
Doch macht NocMig dann überhaupt noch Spaß?

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