Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Entdecken Nilgänse in Stadtparks

Presse  Vögel  Nilgans 

Nilgänse in Stadtparks

Pressemitteilung des HGON-Landesverbands

Die Nilgans ist in den letzten Jahren in Wiesbaden und anderen Städten vermehrt in den Fokus der Kritik geraten. Allerding ist nach uns vorliegenden Quellen die Zahl der Nilgänse in Wiesbaden seit mehreren Jahren nicht weiter gestiegen, sondern sogar leicht rückläufig. Daher stellt die HGON die Notwendigkeit einer Vergrämung in Frage und erwartet zugleich, dass bei der überwiegenden Zahl der Mitbürger eine gravierende „Störung“ durch die Tiere nicht empfunden wird. Es sind verschiedene Möglichkeiten bekannt, um das Auftreten von Nilgänsen auf Parkwiesen durch Gestaltungsmaßnahmen zu minimieren oder zu verhindern. Bislang ist keine dieser Möglichkeiten durch die Stadt Wiesbaden erprobt oder umgesetzt worden. Die Behauptung, dass dies durch den Denkmalschutz verhindert werde, ist nach unseren Informationen falsch. Wir fordern daher mit Nachdruck, sollte eine Vergrämung als erforderlich angesehen werden, zunächst andere, nicht-letale Maßnahmen zur Begrenzung des Nilgansbestandes umzusetzen. Der Abschuss von Nilgänsen zum Zweck der Vertreibung hat, wenn überhaupt, nur eine kurzfristige Wirkung und führt zudem lediglich zu einer Umverteilung der Gänse in das Umfeld und damit auch in andere Parkanlagen. Im Gegensatz dazu können Maßnahmen der Parkgestaltung die Zahl der Nilgänse auf den Grünflächen langfristig und in allen Parkanlagen minimieren. Sowohl die Gruppen mausernder Nilgänse als auch jungeführende Paare sind aufgrund der Mauser der Schwungfedern über einige Wochen flugunfähig. Die Tiere nutzen daher in größerer Zahl nur Parkanlagen, in denen sie zu Fuß laufend frei zwischen den Nahrungsbereichen (Grünflächen) und den vor Feinden sicheren Wasserflächen wechseln können. Alle dauerhaft oder zeitlich in den Monaten Mai bis August errichteten oder angepflanzten Begrenzungen zwischen Wasser- und Grünfläche führen daher zu einer deutlich verringerten Nilganszahl in den Parks. Grünflächen, die teilweise oder ganz nicht mehr so intensiv gepflegt werden und dadurch höher aufwachsen, sind ebenfalls für Nilgänse unattraktiv und können durch die Ausbildung von Blüten gleichzeitig einen Beitrag gegen das Insektensterben leisten. Grundsätzlich ist es aus unserer Sicht auch dringend erforderlich, über die zunehmenden Veränderungen im Zusammenleben von Mensch und Tier in Stadtbereichen nachzudenken. Städte werden für verschiedene Tierarten attraktiv, da es hier weniger Feinde und oft ein günstiges Nahrungsangebot gibt. Wir als HGON möchten die komplexen Themen "nichtheimische Arten" und "Tiere in der Stadt" nicht oberflächlich, sondern auf der Basis gezielter, lösungsorientierter Untersuchungen sachlich diskutieren. Nur so können wir Menschen ein solides Fundament für ein Zusammenleben mit den Tierarten auch in unserer unmittelbaren Wohnumgebung schaffen. Dies ist auch deshalb notwendig, da Stadtparks für viele Menschen eine sehr gerne und intensiv wahrgenommene sowie oft die einzige Möglichkeit sind, mit der Natur und der faszinierenden Vielfalt unserer Tier- und Pflanzenarten in Kontakt zu kommen.