Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Forschung  Vögel 

Nistplatzwahl der Feldlerche

Studie untersucht den Einfluss von linearen Strukturen im Wintergetreide auf die Nistplatzwahl von Feldlerchen in der frühen Brutsaison.

Hier geht es zur Publikation im Journal of Ornithology:
Avoidance of high‑risk linear structures by Skylarks in the early breeding season and implications for conservation management

Es ist bekannt, dass Feldlerchen häufig in Fahrgassen oder Feldrandstreifen (Linearstrukturen) von Wintergetreidefeldern brüten. Jedoch besteht innerhalb solcher Strukturen ein relativ hohes Risiko für Nestprädation. Gerade in der späteren Brutsaison, ab ca. Mitte Mai, sind Feldlerchen jedoch nahezu gezwungen in diese Bereiche zu wechseln und dort zu brüten, da das übrige Feld für die Tiere kaum mehr durchdringbar ist und nur noch die vegetationsfreien Fahrspuren zugänglich erscheinen.
Bisher wurde jedoch nicht untersucht, ob solche Linearstrukturen einen Einfluss auf die Brutplatzwahl von Feldlerchen in der frühen Brutsaison von April bis ca. Mitte Mai haben. An diese Punkt setzt das Forschungsteam rund um Manuel Püttmann an.

Südlich von Göttingen, Niedersachsen, wurde untersucht welchen Einfluss Linearstruktren auf die Brutplatzwahl von Feldlerchen in der frühen Brutsaison haben. Dabei wurde gezeigt, dass Feldlerchen in der frühen Saison nicht direkt in Fahrgassen oder ähnlichen Strukturen brüten, sondern ca. 6 m – 7 m von der Linearstruktur in das Feld hineinwandern und die zu diesem Zeitpunkt höhere Vegetation als Brutplatz aufsuchen. Damit zogen sie sogar weiter in das Feld hinein, als es  mittels einer zufälligen Nistplatzwahlverteilung erwartet wurde.
Dieses Verhalten wird als Meideverhalten bzw. Anti-Prädationsverhalten interpretiert, denn durch das Aufsuchen der höheren Vegetation im April sind Feldlerchen bzw. die Gelege besser vor Räubern geschützt und der Bruterfolg war höher als für Gelege in Linearstrukturen. Es wird anhand der Studienergebnisse angenommen, dass Feldlerchen in der Lage sind, das Prädationsrisiko entlang linearer Strukturen einzuschätzen.

In der späteren Brutsaison, wenn die Tiere zum Brüten näher an oder in die Linearstrukturen wechseln, ist der Bruterfolg gering. Allerdings benötigen sie solche vegetationsfreien Zonen auch, um Nahrung zu finden und zu landen. Unter Schutzaspekten für die Feldlerche werden deshalb seitens der Autorenschaft zusätzliche Fragmente linearer Strukturen innerhalb von Getreidefeldern empfohlen, um Landeflächen und Nahrungsplätze zu bieten. Diese Fragmente sollen wenige lang sein und nicht die gesamte Länge eines Schlages einnehmen, damit Räuber nicht von den Feldrändern her entlang der Linearstrukturen in das Feld eindringen und die Gelege erbeuten können.

Beitrag: M. Marx