Schon wieder seltener Adler-Besuch!
Erster dokumentierter Nachweis des Zwergadlers in Hessen.
Zum Amt des HGON-Vorsitzenden gehören (zum Glück nicht nur) viele Termine, Sitzungen und Abstimmungsarbeiten. Zwischendrin kann man auch mal schnell beim Naturschutzgebiet Teufel- und Pfaffensee vorbeischauen, das fast in Sichtweite der Landesgeschäftsstelle liegt. „Kurz nach Seeschwalben schauen“, war der Plan unseres Vorsitzenden Dr. Tobias E. Reiners. Und Vogelbeobachtung kann so schön sein: Statt der erwarteten Seeschwalben flog dort vollkommen unerwartet ein Zwergadler, der erste dokumentierte Nachweis der Art in Hessen!
Der nur knapp bussardgroße Zwergadler brütet als Langstreckenzieher auf der Iberischen Halbinsel und in Frankreich, in Nordafrika sowie in Osteuropa, auf dem Balkan und in der Türkei. In Mitteleuropa ist er ein sehr seltener Gast. In Deutschland werden pro Jahr meist nur ein bis drei Zwergadler als ausreichend dokumentiert von der Deutschen Avifaunistischen Kommission eingestuft, in den letzten knapp 50 Jahren waren es nur rund 110 Tiere. In Hessen gibt es bisher nur wenige und ausnahmslos unbestätigte Berichte, darunter die Meldung eines bei Darmstadt „kurz vor 1836“ erlegten Vogels. Der Zwergadler vom Pfaffensee, der anschließend zum Naturschutzgebiet Bingenheimer Ried und dann über Bingenheim nach Nordosten abflog, konnte mit Fotos belegt werden und stellt daher die erste dokumentierte Beobachtung der Art in unserem Bundesland dar.
Es handelte sich um einen Vogel der hellen Morphe, die durch das unterseits ausgedehnt weiße Deckgefieder auffällt. Weitere Merkmale sind die sehr dunklen Schwungfedern, eine leichte Aufhellung in den inneren Handschwingen, das helle Band auf den Oberflügeln und ein kleiner weißer Fleck am Flügelansatz, die als „Positionslichter“ bezeichnet werden. Noch im Februar konnten wir über einen jungen Steinadler bei Karben in der Wetterau berichten, bei dem es sich um den ersten vermutlichen Wildvogel der Art in Hessen seit gut 80 Jahren gehandelt hat. Die Beobachtung des Zwergadlers zeigt damit erneut, welche große Bedeutung die Schutzgebiete im Wetteraukreis auch für besonders seltene Arten haben.