Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Weißstorchenpaar brütete in Schwebda

Erstmals seit über 20 Jahren wieder Bruterfolg bei den Weißstörchen im Werra-Meißner-Kreis.

Nun ist auch der Werra-Meißner-Kreis erfolgreich in die Weißstorch-Brutregionen in Hessen aufgestiegen. Nach über 20 Jahren hat wieder ein Storchenpaar zwischen Werra und Meißner gebrütet und war erfolgreich mit drei ausgeflogenen Jungen.

Schaut man in die Historie so fällt auf, dass das Werratal – anders als beispielsweise die benachbarte Region an Schwalm und Eder – noch nie sehr attraktiv für Adebar gewesen ist. Im Altkreis Witzenhausen haben niemals Weißstörche gebrütet und auch für den Kreis Eschwege (beide vereint seit der Gebietsreform 1972 zum Werra-Meißner-Kreis) sind die Daten ohne Mühe schnell zusammengetragen. Die alte Literatur gibt Auskunft, dass im vergangenen Jahrtausend Weißstörche bis 1927 noch bei Heldra (heute eingemeindet zu Wanfried), 1943 in Schwebda (gehörend heute zu Meinhard) gebrütet haben und bis 1945 gab es noch jährlich ein erfolgreiches Weißstorchnest in Herleshausen. Gerade mit letzterem gingen gegen Ende des zweiten Weltkrieges die einrückenden amerikanischen Truppen nicht gerade glimpflich um und seit dem, so berichten Zeitzeugen, haben dort auch keine Weißstörche mehr gebrütet - und das gilt leider bis heute!

Unterstützung für Meister Adebar

Die HGON ließ sich aber von diesen schlechten Vorzeichen nicht abschrecken. Gerade in den Räumen Herleshausen und Heldra entwickelten wir zu Beginn der 1980er Jahre Programme zur Wiederansiedlung des Weißstorches, kauften mit Hilfe der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) Ländereien, um diese storchengerecht in Grünland umzuwandeln und auch so bewirtschaften zu lassen. Dazu wurden zeitgleich, nach alter Bauernsitte, Nistunterlagen auf Dächern aufgebracht, dies neben Herleshausen, Wommen und Heldra auch damals schon in Schwebda. Die Obere Naturschutzbehörde unterstützte unsere Vorhaben insofern und wies in der Werra-Aue verschiedene Naturschutzgebiete mit Feuchtwiesen aus und bei Herleshausen ein EU-Vogelschutzgebiet von fast 300 Hektar Größe Jedoch mussten wir bis 1990 warten, bis die erste Nistunterlagen von brutwilligen Störchen bezogen wurde: es war in Heldra. Unsere Annahme damals war, dass dieses Paar aus dem Osten eingewandert sein muss, weil sich zu dieser Zeit die thüringische Population langsam erholte. Nach aber fast zehnjährigem Bestand, bei guten bis sehr guten Jungenzahlen, war das dortige Brutgeschehen wieder vorbei. Ab dem Jahre 2000 kamen keine Störche mehr, um auf der Nistunterlage in Heldra wieder Nachwuchs großzuziehen. Gründe konnten von uns keine erkannt werden. Hier ist natürlich auch die Frage rein fachlich berechtigt, warum der dortige Raum bereits 1927 von Weißstörchen verlassen wurde.

Zwischenzeitlich hatten natürlich Wind und Wetter an den verbliebenen Nistunterlagen Spuren hinterlassen und es mussten Nachbesserungen erfolgen. So wurde in Schwebda im Jahre 2001 eine ganz neue Nistunterlage aufgebracht und auch weitere installiert, jetzt Werra abwärts in Albungen und ganz im Norden unseres Kreises bei Witzenhausen. Also an Nistunterlagen fehlte es tatsächlich nicht! Doch weiterhin waren Geduld und Warten angesagt. Von 21 Landkreisen in Hessen war nun der an der Werra fast der einzige in dem keine Weißstörche brüteten. Trotzdem trösteten unsere durchgeführten Maßnahmen insofern, dass wir Biotope und Habitate für Wiesenpieper, Feldlerchen, Feldschwirl und gelegentlich für Braunkelchen sowie auch für Schmetterlinge, so für den Blauschwarzen Bläuling in Symbiose mit dem Großen Wiesenknopf, geschaffen hatten.

Endlich Erfolg

Endlich dann im Jahre 2020 kam ein Weißstorchpaar (unberingt) nach Schwebda auf das Steinerne Haus (historische Scheune) des Adelshofes derer von Dönhoff und erbrütete problemlos drei Jungvögel. Problemlos auch insofern, dass die nun fast zwanzig Jahre alte Nistunterlage standgehalten hat. Aus Lärchenholz vom Ehrenamt gezimmert, hat sie nun ihre eigentliche Aufgabe erfüllt.

Die Brut wurde von vielen Interessierten beobachtet und bildlich hervorragend von Rolf Semmelrodt und Rainer Olßok dokumentiert; bis sich die Familie am 19.August 2020 letztmalig zeigte und sich gemeinsam auf den Weg gen Süden machte. Hier geht es zum Erlebnisbericht von Rolf Semmelrodt.

Schon möchte eine ehrenamtliche Artenschutzinitiative der Stadt Wanfried dem Geschehen nacheifern. Die HGON hat zugesagt die Naturschützer zu unterstützen, wobei auch bereits die Obere Naturschutzbehörde (Regierungspräsidium Kassel) ihre in Aussicht gestellte Hilfe umgesetzt hat. Die angekündigte Nistunterlage von dort ist schon angekommen. Noch in diesem Jahr wird sie – storchenangepasst beflochten – auf einem markanten Gebäude der Stadt installiert.

Wolfram Brauneis – Leiter des AK Werra-Meißner-Kreis