Rotmilan
Das eindrucksvolle Flugbild des Rotmilans ist in vielen Teilen Deutschlands wie auch in Hessen eine vertraute Erscheinung. Nur wenige Naturfreunde aber wissen, dass die “Gabelweihe” eine der größten Besonderheiten unserer heimischen Natur ist. Denn weltweit kommt der elegante Greif mit nur gut 20.000 Paaren vor allem in einem schmalen Band von Nordostdeutschland über Frankreich bis Spanien vor.
Umgerechnet würde im Vergleich die Bevölkerung einer Stadt wie Fulda oder Marburg dem weltweiten Vorkommen des Menschen entsprechen – noch dazu verteilt zwischen Berlin und Madrid. Wir müssten uns in diesem Gedankenspiel wahrhaftig Sorgen um unseren Fortbestand machen.
Ein waschechter Hesse
Die Hälfte des kleinen Rotmilan-Weltvorkommens befindet sich in Deutschland, fünf Prozent allein in Hessen und hier vor allem in den grünlandreichen Mittelgebirgslagen. Für keine andere Vogelart weist Hessen daher eine ähnlich große Verantwortung auf.
Lebensraum
Der Rotmilan bevorzugt als Lebensraum eine ganz charakteristische Landschaft, in der sich kleinere Wälder, Feldgehölze und Baumreihen als Brutplätze mit ausgedehnten Wiesen- und Ackerflächen zur Nahrungssuche abwechseln. Oft brütet er als Grenzgänger am geschützten Waldrand und sucht seine Nahrung in den angrenzenden Wiesen und Äckern. Rotmilane nutzen ein sehr breites Nahrungsspektrum, wobei sie im Gegensatz zu anderen Greifvögeln körperlich nicht in der Lage sind, größere Beutetiere ab Hühner- oder Hasengröße zu fassen und zu töten.
Ernährung
Seine Hauptbeute besteht daher vor allem aus Mäusen, Aas und im Frühjahr oft sogar Regenwürmern. Größere Beutetiere jagt der Rotmilan meist anderen Greifen ab oder sammelt sie als Verkehrsopfer. Häufig ist er auch während der Mahd oder der Ernte zu sehen, wo er die während der Bewirtschaftungsvorgänge verletzte Tiere aufnimmt.
Der Rotmilan verbringt mehrere Stunden pro Tag mit der Nahrungssuche. Dabei kreist er meist langsam, ausdauernd und sehr elegant in Höhen von 10 bis 200 Metern über Wiesen und Äckern. Währenddessen sucht er den Boden nach Beute ab, die er nach eindrucksvollen Sturzflügen oft im Flug aufnimmt.
Der Ortswechsel zwischen den Nahrungsgebieten oder von dort zum Brutplatz beginnt als auffälliges Kreisen in der Thermik, in dessen Verlauf sich Rotmilane in mehrere hundert Meter Höhe tragen lassen. Von dort gleiten sie oft ohne Flügelschlag als Meister im Energiesparen bis zum Zielort.
Maßnahmen zum Schutz von Rotmilanen
Um die Jahrtausendwende ging die Zahl der Rotmilane bundesweit stark zurück. Nahrungsmangel, geringer Bruterfolg und illegale Verfolgung machen dem roten Flugkünstler das (Über-)Leben schwer. Die HGON startete daraufhin ein Schutzprojekt, bei dem Rotmilane mit Sendern ausgerüstet, die ein detailliertes Verfolgen der Flugwege und Aufenthaltsgebiete ermöglichen.
Zusammen mit Analysen zur Lebensraumausstattung und zum Bruterfolg ließen die Ergebnisse des Projektes präzise Aussagen zu den hauptsächlichen Gefährdungsursachen und zu den wirksamsten Schutzmaßnahmen zu.