Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Entdecken Birdrace 2021 – Was für ein Tag!

Ornitho  Vögel 

Birdrace 2021 – Was für ein Tag!

Hier findet ihr einen Überblick über die Ergebnisse des diesjährigen Birdraces.

Am vergangenen Samstag, dem 8. Mai, fand das nun schon 18. bundesweite Birdrace statt. Die HGON hatte im letzten ornitho-Newsletter dafür geworben, diesen Tag als „Tag der Vogelartenvielfalt in Hessen“ zu nutzen und in so vielen Gebieten, Gemeinden oder Landkreisen wie möglich die Vogelwelt zu beobachten und die Ergebnisse in ornitho.de zu melden. Die Resonanz war absolut überwältigend: mit bislang 10.200 Meldungen von 268 Beobachter*innen aus allen Landkreisen und 240 Gemeinden wurden am 8.5. so viele Datensätze in ornitho eingetragen wie nie zuvor. Daher lässt sich ohne Übertreibung sagen, dass am  8.5. die bislang größte und umfangreichste hessische Vogelbeobachtungsaktion aller Zeiten stattgefunden hat. Herzlichen Dank allen Birdracer*innen und allen Melderinnen und Meldern für dieses eindrucksvolle Ergebnis!

Mit diesem Newsletter wollen wir einige Ergebnisse schlaglichtartig zusammenfassen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass noch nicht alle Beobachtungen vom 8.5. in ornitho erfasst sind. Wer seine Ergebnisse bislang nur auf der DDA-Birdrace-Internetseite gemeldet hat oder noch nicht dazu gekommen ist, Eintragungen in ornitho vorzunehmen, sollte dies möglichst noch nachholen, damit sich so ein vollständiges Bild ergibt.

Insgesamt konnten an diesem einen Tag 208 Vogelarten in unserem Bundesland beobachtet werden, ebenfalls so viele wie nie zuvor. Die Wettersituation war sehr günstig: nachdem der Start vielerorts bei Bodenfrost und Raureif stattfand,  war es danach sonnig oder heiter bis wolkig, aber durchgehend trocken und auch nicht zu windig. Aus 240 Gemeinden und allen Landkreisen liegen Beobachtungen vor. Die artenreichsten Gemeinden sind demnach Echzell FB mit 126 Arten (das Gemeindegebiet beinhaltet auch die bekannten NSG Bingenheimer Ried sowie Teufel- und Pfaffensee), Wildeck mit 121 Arten (die meisten davon im NSG Rhäden von Obersuhl), Gießen mit 110 Arten (einschließlich der Lahnaue), Kassel mit 97 Arten (mit Schwerpunkt vor allem im NSG Fuldaaue) und Reinheim mit 92 Arten (vor allem im NSG Reinheimer Teich). Unter den Gemeinden ohne größere Anteile bekannter Naturschutzgebiete sticht Bad Nauheim mit 91 auf Platz 6 heraus, was zeigt, dass auch in einer teilweise noch reich strukturierten, kleinräumigen Kulturlandschaft eine große Artenvielfalt möglich ist.

Auf Landkreisebene hatte erneut der Wetteraukreis mit 154 Vogelarten die Nase vorn, gefolgt vom benachbarten Kreis Gießen mit 141 und dem Kreis Hersfeld-Rotenburg mit 135 Arten. Dies zeigt erneut, dass einige hessische Landkreise aufgrund ihrer überregional bedeutenden Naturschutzgebiete einen Vergleich mit den bundesweit besonders bedeutenden Regionen z.B. in Nordostdeutschland oder am Bodensee nicht zu scheuen brauchen!

Bemerkenswerte Beobachtungen gab es z.B. von 2 Trauerenten* auf dem Edersee KB (B. Meise u.a.),  4 Mittelsägern auf dem Marbachstausee im Odenwald ERB (J. Lippmann), einer Zwergdommel im Kreis Waldeck-Frankenberg (W. Komischke u.a.), von einem Austernfischer im NSG Pfaffensee FB (T. Plentz u.a.) sowie einem schon länger anwesenden Kiebitzregenpfeifer im benachbarten NSG Bingenheimer Ried und 4 Rotkehlpiepern verteilt in der Wetterau. Insgesamt konnten an diesem Tag infolge des durch die anhaltende Kälte bedingten Zugstaus 16 Entenarten (einschließlich Gänse- und Mittelsäger) und 21 Limikolenarten beobachtet werden. Auch von den 96 Steinschmätzer- und 148 Braunkehlchen-Nachweisen gehen die meisten auf den Zugstau zurück, die beiden Arten wurden vielerorts in der Ackerlandschaft rastend angetroffen. Trotz der anhaltend kühlen Witterung konnten auch die meisten der zuletzt eintreffenden Langstreckenzieher wie Bienenfresser, Ziegenmelker oder Gelb- und Orpheusspötter sowie Sumpfrohrsänger beobachtet werden. Zusammen mit einigen „hängengebliebenen“ Arten wie Bläß- und Saatgans, Gänsesäger, Silbermöwe oder Bergpieper ergab sich so eine sehr bunte Artenmischung. Gemessen an den 246 Meldungen der sehr häufigen Amsel dokumentieren lediglich 53 Girlitz-Beobachtungen, 41 des Feldsperlings, 30 der Weidenmeise und sogar nur 11 bzw. 8 von Wiesenpieper bzw. Birkenzeisig die derzeit sehr ungünstige Situation dieser Arten. Von der zeitweise mit mehr als 100 Paaren in Hessen brütenden Beutelmeise gab es sogar nur eine Beobac htung.

Zu den Zugzeiten, zumal während solch instabiler Wetterlagen wie derzeit, stellt auch die umfangreichste Beobachtungsaktion nur eine Momentaufnahme dar und so gab es schon am 9.5. mit Nacht- und Seidenreiher, Säbelschnäbler und Stelzenläufer, Weißflügel-Seeschwalbe und Steinwälzer und sogar einer Rotflügel-Brachschwalbe bei Niederwald MR (H. Schaub u.a.) mehrere Arten, die am Birdrace-Tag fehlten. Damit zeigt das Birdrace auch besonders deutlich, dass es sich lohnt, bei der Vogelbeobachtung  immer und überall Augen und Ohren offen zu halten.

In diesem Sinne nochmals ein herzliches Dankeschön für Ihr und Euer Beobachtungsengagement nicht nur zum Birdrace und in den kommenden Frühlingswochen viele spannende Erlebnisse in der Natur!

Stefan Stübing, Matthias Korn, Josef Kreuziger, Tobias Reiners, Cedric Kleinert & das gesamte hessische ornitho-Team