Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Dynamik der Verbreitung von Heuschrecken in Deutschland

Studie untersucht den Einfluss von Landnutzung und Klimawandel auf die Heuschreckenfauna Deutschlands.

 

Hier geht es zur Publikation in Global Ecology and Biogeography: Relative impacts of land‐use and climate change on grasshopper range shifts have changed over time

In dieser Studie wurde untersucht, wie sich die Verbreitung von 58 Heuschreckenarten in Deutschland in der ferneren (vor 1990 vs. 1990-1999) und jüngeren Vergangenheit (1990-1999 vs. 2000-2017) entwickelte. Um flächige Informationen zu erhalten, wurden Zufallsbeobachtungen und Daten aus kleineren Erfassungen mit einem Computermodell in Verbreitungsdaten für ganz Deutschland umgerechnet. Die Heuschrecken wurden dabei nach zwei Eigenschaften untersucht: Die Ansprüche an die Lebensraumqualität (Spezialisten oder Generalisten) und die Mobilität (stationäre und mobile Arten). Als weiterer Faktor wurden die Temperaturansprüche der Arten einbezogen. Die für die Untersuchung verwendeten Heuschreckendaten stammen unter anderem vom "Netzwerk Heuschrecken" der HGON.

Ergebnis der Studie war, dass in der früheren Periode (vor 1990 vs. 1990-1999) die meisten untersuchten Arten in ihrer Verbreitung zurückgingen, viele von ihnen drastisch. Dabei waren vor allem Habitatspezialisten betroffen. Die einzigen Arten, die wenig Verbreitungseinbußen hinnehmen mussten, waren die mobilen Generalisten. Die Autoren schließen, dass sich hier die Effekte des Landnutzungswandels und der Verluste an wertvollen Lebensräumen im Offenland vor 1990 beobachten lassen. Arten, die empfindlich auf Lebensraumveränderungen reagierten und nicht in andere Bereiche ausweichen konnten, nahmen dadurch am meisten ab.

In der jüngeren Vergangenheit (1990-1999 vs. 2000-2017) konnte für viele Arten eine zumindest stabile Verbreitung beobachtet werden, die die Autoren auf die weitgehend erfolgreichen Habitatschutzmaßnahmen ab 1990 zurückführen. Gleichzeitig zeigen die Daten, dass mobile Arten sich in dieser Periode sogar ausbreiten konnten, unabhängig von ihren Lebensraumansprüchen. Hier war ein Zusammenhang zwischen dem Temperaturanspruch der Arten und ihrer Ausbreitung zu erkennen. Der Klimawandel scheint den generell wärmeliebenden Heuschrecken also zugute zu kommen, sogar dann, wenn sie hohe Ansprüche an ihr Habitat haben. Nicht profitieren können einige Arten mit hohem Feuchtigkeitsbedarf und ausgesprochen stationäre Arten.

Beitrag: R. Weber (Netzwerk Heuschrecken)