Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Grauammerschutz: Gute Nachrichten aus der Wetterau

Praktikantin Lena berichtet von ihrem Grauammer-Projekt.

Seit nunmehr 3 Jahren setzt sich die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON) zusammen mit der Staatlichen Vogelschutzwarte gezielt für den Schutz der Grauammer in der Wetterau ein. Die Grauammer ist eine bodenbrütende Art und baut ihre Nester bevorzugt in Grün- und Ackerfläche. Dadurch sind die Nester häufig durch die Bewirtschaftung dieser Flächen (v.a. Wiesenmahd) gefährdet. Die Mahd erfolgt meist schon, bevor die Jungvögel flügge werden können, denn Grauammern beginnen mit der Brut im Mittel erst im Mai oder Juni und sind somit vergleichsweise „Spätbrüter“.


Mein Name ist Lena und ich habe dieses Jahr von Mai bis Juni mein Praktikum bei der HGON absolviert. Eigentlich studiere ich Biologie an der Uni Marburg, habe aber mein 6. Semester genutzt, um praktische Erfahrungen im Naturschutz zu sammeln. Meine Aufgabe während des Praktikums war es, Reviere und Nester von Grauammern in der Wetterau zu kartieren. Das erfordert manchmal viel Geduld, weil Grauammern relativ scheue Vögel sind und ihr Nest nicht mehr anfliegen, wenn sie Menschen in ihrer Nähe bemerken. Umso mehr habe ich mich gefreut, wenn ich ein Weibchen beim Anfliegen des Nests beobachten konnte. Die Männchen gehen ihrer „Alarmanlagen“-Funktion nach und stoßen Warnrufe aus, woraufhin die Weibchen meist jegliches Anfliegen des Nests mit Nistmaterial oder Futter so lange einstellen, bis sich der menschliche „Eindringling“ wieder verzogen hat. Autos hingegen scheinen aus Grauammer-Sicht nichts mit Menschen zu tun zu haben und sind somit die perfekte Tarnung, um die Weibchen beim Anfliegen des Nests zu beobachten und dadurch den Standort zu bestimmen.

Auf diese Weise konnten in diesem Jahr, zusammen mit dem Artberater der Staatlichen Vogelschutzwarte, 45 Nester der Grauammer lokalisiert und geschützt werden. Das sind gute Nachrichten, denn der Bruterfolg der Grauammern in der Wetterau entwickelt sich weiterhin positiv. Zum Vergleich: im Jahr 2020 konnten 31 Bruten geschützt werden, im Folgejahr 2021 bereits 35 Nester. Um die gefundenen Nester erhalten zu können, ist besonders die Mithilfe der Landwirt*innen gefragt, auf deren Flächen die Grauammern brüten. In Zusammenarbeit mit der Fachabteilung Landwirtschaft des Wetteraukreises wurden die Bewirtschafter*innen kontaktiert. Dank deren hoher Kompromissbereitschaft konnten die gefundenen Neststandorte geschützt werden, indem diese bei der Mahd ausgespart werden. Für die Ertragsminderung aufgrund der Mahdverschiebung erhalten die betroffenen Landwirt*innen eine Ausgleichszahlung aus RP-Pflegemitteln des Forstamtes Nidda. Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit von Naturschutz, Behörden und Landwirt*innen gelingt es so, den Bestand der Grauammer in der Wetterau effektiv zu schützen. Jetzt bleibt zu hoffen, dass sich die diesjährige Arbeit auszahlt und sich der Aufwärtstrend der Population im nächsten Jahr fortsetzt.

Es war toll zu sehen, dass die Grauammern in den nicht gemähten Wiesenbereichen weiter brüten und meine Arbeit so direkt eine positive Wirkung hat. Das Praktikum hat mich (nochmal mehr als es ohnehin schon der Fall war) für den Naturschutz und die Ornithologie begeistert und ich konnte einiges an neuem Wissen und Fähigkeiten mitnehmen.

Lena Weber

 

Hinweis:

Im Falke-Sonderheft "Vögel im Grünland" haben wir in diesem Jahr bereits einen Artikel zum Grauammerschutz veröffentlicht. Hier geht's zum Download des gesamten Artikels:

Hand in Hand - Erfolgreicher Grauammerschutz