Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Gutes Jahr für die Äpplereule

Steinkäuze profitieren von den größeren Mäusebeständen in 2019 und 2020.

Das natürliche, zyklische Auf und Ab der Mäusebestände ist im Offenland schon lange nicht mehr gegeben. Die auf Mäuse als Nahrung angewiesenen Greifvögel und Eulen hatten daher jahrelang ungünstige Bedingungen, niedrige Jungenzahlen waren die Folge. Viele Paare setzten auch ganz mit der Brut aus und bei der Schleiereule ist sogar ein historischer Tiefstand der Brutpopulation erkennbar. Die Jahre 2019 und 2020 sind jedoch nach vielen sehr schwachen „Mäusejahren“ wieder durch eine stärkere Entwicklung unserer Kleinsäuger gekennzeichnet. Zwar noch  keine „Massenvermehrungsjahre“ der Mäuse, aber doch ausreichend für eine größere Zahl erfolgreicher Bruten. Neben den Bruterfolgskontrollen der Eulenexperten zeigt sich das von August bis Oktober auch durch die relativ hohe Zahl junger Steinkäuze, die neue Reviere suchen. Dabei fallen sie durch ihre „gjuu“- oder „guhk“-Rufe in der späten Abenddämmerung und nachts auf.

Trotzdem sind viele Bereiche des ehemaligen Areals, insbesondere in Nord- und Osthessen, noch nicht wieder besiedelt. Die intensiven Schutzbemühungen in Mittelhessen haben allerdings dazu geführt, dass das „Nadelöhr“ des nördlichen Lahntals überwunden wurde und die Art nun wieder im östlichen Landkreis Marburg-Biedenkopf verbreitet vorkommt. Von dort erreichte die kleine Eule den Südrand des Kreises Waldeck-Frankrenberg, in dessen Nordspitze aktuell auch Vögel aus Niedersachsen auftreten. Über das Kinzigtal wurde zudem der Landkreis Fulda wieder besiedelt, wo im Sommer 2020 mindestens 24 Brutpaare 84 Jungvögel aufzogen! Eine Wiederbesiedlung der nordhessischen Flusstäler scheint somit bei anhaltenden Schutzbemühungen (und milden Wintern) nur eine Frage der Zeit.

Die Bestandsdichten in den südhessischen Verbreitungszentren liegen z.T. allerdings noch erheblich unter den vor 1950 festgestellten Häufigkeiten. Viele der Verluste der Vergangenheit sind auf das Verschwinden von Streuobstgürteln durch umfangreiche Bautätigkeiten im Umfeld der Ortschaften, aber auch auf staatlich prämierte Streuobstrodungen in den 1960-1970er Jahren zurückzuführen. Wahrscheinlich hat hier nur die Liebe der Hessen zu ihrem Nationalgetränk, dem Apfelwein, die kleine Eule vor einem schlimmeren Schicksal bewahrt.