Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Entdecken Vogelzuginfo: Viele Bläßgänse!

Vögel 

Vogelzuginfo: Viele Bläßgänse!

Unsere heimischen Graugänse erhalten derzeit auffallend starken Besuch durch Bläßgänse aus der sibirischen Tundra

In den meisten Jahren erscheinen Bläß- und Saatgänse in größerer Zahl erst im November und Dezember in Hessen. Neben dem Hauptrastgebiet im Kreis Groß-Gerau, wo mehrere tausend der arktischen Gänse (überwiegend Saatgänse) überwintern, werden landesweit an anderen Stellen nur wenige hundert Tiere beobachtet, vor allem im Bereich der Eder, Lahn und Wetterau sowie im Naturschutzgebiet Rhäden von Obersuhl an der Grenze zu Thüringen. In diesem Jahr treffen die Bläßgänse ungewöhnlich früh und in großer Zahl bei uns ein; Saatgänse fehlen hingegen weitgehend noch. Schon Mitte Oktober war ein starker Durchzug vieler Bläßganstrupps in der Nordspitze von Hessen zu beobachten. Diese Vögel zogen von ihren Zwischenrastgebieten in Ostdeutschland zu den Wintergebieten am Niederrhein. Offenbar fand zu dieser Zeit eine ungewöhnliche Verdriftung ziehender Vögel statt, da am 17.10. in Nordhessen auch jeweils ein adultes Männchen der sehr selten bei uns erscheinenden Arten Eis- und Trauerente beobachtete wurde. Beide Arten sind als Altvögel typische Überwinterer im Ostseeraum. Auch eine adulte Ringelgans, sonst für die Nordseeküste typisch, ab dem 20.10. auf dem Antreffstausee im Vogelsberg passt gut in diesen Zusammenhang. Vermutlich durch denselben Auslöser sind auch einige große Bläßganstrupps nach Hessen gelangt. Allein vom 18. bis 24.10. wurden schon an drei Stellen (Wetterau und Obersuhl) Trupps von jeweils mehr als 150 Vögeln beobachtet. Insgesamt rasten allein dort derzeit mehr als 700 Bläßgänse. Damit sind die Chancen für eigene Beobachtungen auch in anderen Gebieten gut. Bläßgänse sind relativ kleine Gänse (etwa so groß wie Nilgänse), die als Altvögel anhand der namensgebenden, weißen Färbung um die Schnabelbasis bis zur Stirn und die auffallend schwarzen Bauchflecken erkennbar sind. Oft macht die Art schon aus größerer Entfernung durch ihre hellen, meist zweisilbigen Rufe auf sich aufmerksam, die an entfernt kläffende Hunde erinnern. Waren Bläßgänse noch vor 30 Jahren  in Deutschland südlich der Mittelgebirgsschwelle nur ausnahmsweise zu beobachten, ist vor allem seit 2010 eine deutliche Zunahme in unserem Raum festzustellen. Die meisten Bläßgänse halten sich jedoch nach wie vor im Nordwest- und Nordostdeutschen Tiefland auf.

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