Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Ornitho  Vögel 

Von der Steppe in die Aue

Immer mehr Seltenheiten besuchen Hessen, etwa der Steppenkiebitz.

Noch mehr Seltenheiten in Hessen!

Die Liste der in diesem Frühjahr und Frühsommer in Hessen entdeckten, hier nur sehr selten zu beobachtenden Ausnahmeerscheinungen ist schon jetzt außerordentlich lang. Als wären Blauflügelente, Rotflügel-Brachschwalbe, Rallenreiher, Buschrohrsänger, Rosenstar, Rötelschwalbe usw. noch nicht genug, gab es in den letzten Tagen gleich drei weitere Seltenheiten zu bestaunen:

Ein Schwarzstirnwürger am 21. Juni im Naturschutzgebiet Ludwigsquelle in der südlichen Wetterau war erst der dritte Vogel dieser mittlerweile in ganz Mitteleuropa noch noch ausnahmsweise auftretenden Art in Hessen seit Ende der 1970er Jahre. Bis zur letzten Brut im Jahr 1973 brüteten Schwarzstirnwürger sogar regelmäßig in Teilen Süddeutschlands, allein der hessische Bestand lag in den 1950er Jahren bei etwa 50 Brutpaaren!

Nur kurz hielt sich ein vorjähriger Schlangenadler am 30. Juni im Edertal bei Mehlen auf. Dieser südeuropäische Brutvogel wird in den letzten Jahren fast alljährlich in Hessen beobachtet. Auch er war früher Brutvogel in Deutschland und Hessen, doch liegt dies gut 100 Jahre weiter zurück als beim Schwarzstirnwürger: die letzte Brut in Hessen fand 1859 im Taunus statt.

Einen viel weiteren Weg hatte ein Steppenkiebitz, der ebenfalls am 30. Juni im NSG Mittlere Horloffaue beobachtet wurde. Dieser Kiebitz brütet in den Steppen Kasachstans und überwintert in Ostafrika. Um die Jahrtausendwende war der bekannte Bestand auf nur noch wenige hundert Brutpaare zurückgegangen und die Art wurde als "global vom Aussterben" eingestuft. Intensive Forschungs- und Schutzprojekte führten zu einer Verbesserung des Kenntnisstandes, aktuell wird der Weltbestand auf immerhin rund 24.000 Tiere geschätzt. Angesichts der globalen Seltenheit überrascht das alljährliche Auftreten des Steppenkiebitz in Mitteleuropa: allein in Deutschland wurden von 1977 bis 2017 etwa 162 Beobachtungen anerkannt, die letzten Beobachtungen aus Hessen stammen von 2008, 2011 und 2017.

Foto: A. Trepte

 

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