Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Seltene BrutvögelVielfalt erfassen

Monitoring seltener Brutvögel

Die seltenen Brutvogelarten, deren Vorkommen nicht gleichmäßig verteilt, sondern an besondere Strukturen gebunden sind, können nicht mit einer repräsentativen Flächenauswahl bearbeitet werden – Zu oft gäbe es in den so ausgewählten Flächen keine Vorkommen der Arten.

Daher werden diese Vogelarten auf Probeflächen erfasst, die von den Bearbeitenden selbst ausgewählt werden und in denen Vorkommen bekannt oder zu vermuten sind. Mitmachen kann jeder, der ein Vorkommen einer seltenen Brutvogelart von mehreren Paaren über einige Jahre erfasst.

Überwachung von Bestandsentwicklungen

Die Bestandsüberwachung ist bei diesen Arten besonders wichtig, da sie oft in nur kleinen, gefährdeten Populationen vorkommen, für die gezielte Schutzmaßnahmen überlebensnotwendig sind. Die Bearbeitungsmethode ist auf die zu untersuchenden Arten ausgerichtet. Wichtige Bestandteile dieses Monitorings, das in enger Zusammenarbeit mit der Staatlichen Vogelschutzwarte Frankfurt durchgeführt wird, sind zum Beispiel:

  • Sehr seltene Brutvögel wie Kiebitz, Bekassine, Wanderfalke, Schwarz- und Weißstorch oder Rohrweihe  und Koloniebrüter wie Graureiher, Saatkrähe oder Uferschwalbe werden alljährlich möglichst flächendeckend erfasst. Bitte unterstütze diese Erfassung, indem du jede Beobachtung sehr seltener Brutvögel auf www.ornitho.de meldest.
  • Das Brutvorkommen der Wasservögel wird an einer Vielzahl von Gewässern in ganz Hessen gezielt erfasst.
  • Das Vorkommen von Greifvögeln und Eulen wird auf größeren Flächen von meist 30 km(idealerweise einem Quadranten der Topografischen Karten 1:25.000, den sogenannten Messtischblättern) erfasst. Ausschlaggebend für die Bearbeitung dieser umfangreichen Flächen ist die geringe Siedlungsdichte der Greifvögel und Eulen – schon ein Vorkommen von vier oder fünf Rotmilan-Brutpaaren auf einer solchen Fläche ist ein hoher Wert. Die Erfassung dieser Arten wird in Hessen von der AG Greifvögel und Eulen der HGON organisiert.
  • Ähnlich wie die Greifvögel kommen auch einige unserer seltenen Spechtarten, vor allem Schwarz-, Grau- und Kleinspecht, in geringen Dichten vor. Mit Ausnahme des häufigen Buntspechts wurde diese Gruppe daher ursprünglich auf Quadranten der TK1:25.000 erfasst. In Hessen geschah dies vor allem in einer umfangreichen Bearbeitung von mehr als 100 solcher Flächen im Jahr 2004. Da der Aufwand für eine jährliche Kontrolle solch großer Gebiete zu groß ist, hat der DDA eine Methode entwickelt, mit der ab dem Jahr 2020 Spechte anhand von Zählpunkten entlang von Transekten erfasst werden.
  • Das Rebhuhn steht mit einem europaweiten Rückgang der Bestände um mehr als 90% seit den 1980er Jahren wie keine andere Art für den massiven Einfluss der industriell praktizierten Landwirtschaft auf unsere Umwelt. Mittlerweile werden, auch auf Initiative der HGON, gezielt auf die Art zugeschnittene Agarumweltmaßnahmen gefördert und der Schutz der Tier- und Pflanzenarten der Ackerlandschaft in Hessen in zehn sogenannten „Feldflurprojekten“ gebündelt. Um die weitere Entwicklung des Rebhuhns verfolgen zu können, werden alljährlich von zahlreichen VogelbeobachterInnen von Mitte Februar bis Anfang April gezielte Zählungen rufender Rebhühner in der späten Abenddämmerung durchgeführt. Die Beobachtung der in dieser Zeit intensiv ihrer Reviere verteidigenden Männchen ist ein sehr intensives Naturerlebnis. 
  • Seit Jahrzehnten beobachtet der Arbeitskreis Rheingau-Taunus der HGON zusammen mit Prof. Ingolf Schuphan die Bestandsentwicklung von Zipp- und Zaunammer entlang des Mittelrheintals unterhalb von Rüdesheim. In Hessen brüten diese wärmeliebenden Vogelarten nur hier!

Auch die Bestände vieler weiterer Vogelarten wie Rauch- und Mehlschwalbe, Türken- und Turteltaube, Neuntöter, Wasseramsel etc. werden im Rahmen des Monitorings seltener Brutvögel erfasst.