Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Entdecken Artenreicher Advent Türchen 23

Ornitho  Vögel 

Artenreicher Advent Türchen 23

Unser heutiger Vogel musste in der Vergangenheit starke Bestandsrückgänge erleiden, doch positive Entwicklungen in der Wetterau stimmen uns zuversichtlich.

Beschließen wollen wir unsere Adventsreihe mit zwei wunderschönen Vogelarten, zu denen es zudem positive Nachrichten gibt: der Kiebitz ist schon aus der Ferne durch sein auffälliges, schwarz-weißes Gefieder, die charakteristische Haube und seine spektakulären Balz- und Verteidigungsflüge ein eindrucksvoller Vogel. Erst aus der Nähe zeigt sich jedoch die außerordentlich blau, grün und violett schillernde Färbung – was für ein ausgesprochen prächtiger Vogel!

Der Bestand des Kiebitzes hat in Hessen (und Deutschland) in den letzten Jahrzehnten leider stark abgenommen. Waren in den 1970er Jahren noch mehr als 2.000 Brutpaare bei uns Zuhause, sind es in den letzten Jahren nur noch rund 250. Nur als Durchzügler aus Nordosten ist die Art im Februar und März sowie von August bis November noch häufiger zu sehen. Ursachen für den dramatischen Rückgang sind der Lebensraumverlust durch die Trockenlegung von Flussauen und Feuchtgebieten sowie die intensive Landwirtschaft, die zu direkten Brutverlusten und Nahrungsmangel führt. Und selbst in den besten Naturschutzgebieten ist der Bruterfolg seit vielen Jahren zu gering. Während die adulten Kiebitze potenzielle Fressfeinde ihrer Gelege und Jungen, wie Greif- oder Rabenvögel, aber auch Weißstörche, durch intensive Angriffe vertreiben, haben sie gegenüber den nachtaktiven Füchsen und Waschbären kaum ein Chance. Erstmals in Hessen wurde daher in einem Gemeinschaftsprojekt von HGON, Forstamt Nidda, Oberer und Unterer Naturschutzbehörde sowie Vogelschutzwarte im Winter 2017/18  ein stationärer Schutzzaun in der Wetterau errichtet, der durch zwei stromführende Litzen die Prädatoren „draußen“ hält und gleichzeitig die im Gebiet weidenden Rinder einzäunt. Brutbestand und Bruterfolg entwickelen sich dort seither außerordentlich gut und auch andere seltene Brutvögel siedelten sich an. Im Jahr 2020 gab es hier auf einer Fläche von nur sechs Hektar mit 74 Kiebitzbruten ein Viertel des landesweiten Bestandes und mit 178 Jungvögeln rund die Hälfte des hessischen Nachwuchses. Damit gibt es nach 20 Jahren endlich wieder Hoffnung auf ein langfristiges Überleben des Kiebitzes als Brutvogel in Hessen!

Herzlichen Dank an Manfred Vogt für das schöne Foto.

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