Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Millionenschlafplatz von Bergfinken im Reinhardswald

Ein absolut beeindruckendes Erlebnis bietet derzeit ein Millionenschlafplatz von Bergfinken im Reinhardswald. Die Zahl der dort gemeinsam übernachtenden Finkenvögel wird auf 2,5 Millionen geschätzt. Damit handelt es sich, nach einem Winterschlafpatz im Lahn-Dill-Kreis zu Jahresbeginn 2015, wo zeitweise mehr als 4 Millionen Bergfinken geschätzt wurden, wohl um die zweitgrößte bisher in Hessen beobachtete Vogelansammlung. Kein anderer Vogel in Europa bildet derart große Ansammlungen. Woher kommen diese riesigen Vogelmassen, wovon leben sie und warum treffen sie in solchen unglaublichen Zahlen zusammen?

Lebensweise des Bergfinken

Bergfinken sind weit verbreitete Brutvögel der Taiga in Skandinavien und Sibirien, östlich reicht das Brutgebiet bis nach Kamtschatka. Die Finken brüten dort häufig in hochstämmigen Nadelwäldern, aber auch Erlen- und Birkengehölzen. Allein in Schweden werden etwa zwei Millionen, in Finnland sogar drei Millionen Paare angenommen. Zum Überwintern ziehen die Bergfinken nach Mittel- und Südeuropa, weil sie hier eine mancherorts unerschöpfliche Nahrungsquelle finden: Bucheckern! Schon die Samen von knapp zehn Hektar Buchenwald liefern nach Angaben des Handbuchs der Vögel Mitteleuropas unter günstigen Bedingungen mehr als 10.000 kg Bucheckern, die rechnerisch etwa 500.000 Bergfinken gut vier Wochen ernähren können.

Gemeinsam sind wir stark

Die Gründe für das Zusammentreffen an solchen Massenschlafplätzen sind dieselben wie bei anderen großen Vogelansammlungen: Viel und leicht erreichbare Nahrung, Schutz in der großen Gruppe gegenüber Feinden und das leichtere Auffinden guter Futterplätze durch unerfahrene Vögel, indem sie erfahrenen Tieren (also den gut genährten Nachbarn am Schlafplatz) folgen. Messungen in Österreich haben noch einen anderen Vorteil gezeigt: Durch die große Zahl anwesender Bergfinken erhöht sich die Temperatur an den windgeschützten Schlafplätzen gegenüber der Umgebung um 0,68 Grad. Die Vögel heizen ihren Schlafwald also gewissermaßen selbst. Gerade in den kalten Nächten in den Mittelgebirgen ist das ein hoher Wert, der deutliche Überlebensvorteile verspricht.

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