Gute Mornell-Chancen!
Es gilt die Daumenregel: je schlechter das Wetter, desto besser die Chancen auf Mornellregenpfeifer.
Der Mornellregenpfeifer ist, nicht zuletzt durch das aufsehenerregende Buch „Mein Freund, der Regenpfeifer“ des Naturforschers Bengt Berg aus dem Jahr 1925, für Generationen von
Vogelbeobachtern ein geradezu mythischer Vogel. Neben seiner geringen Scheu gegen über dem Menschen trägt dazu vor allem sein hochnordisches und alpines Brutgebiet bei. Jahrzehntelang galten Mornells als in unserem Raum äußerst selten. Inzwischen ist bekannt, dass an traditionellen Rastplätzen vor allem in ausgedehnten Ackerlandschaften im Südwesten von Deutschland Ende August und Anfang September alljährlich Trupps dieser Vogelart kurz (manchmal nur für wenige Stunden) Station machen. In Hessen sind nur etwa zehn solcher Plätze bekannt, der gesamte Rastbestand lag hier in den letzten Jahren etwa zwischen 50 und 150 Vögeln.
Entsprechend bemerkenswert ist daher ein Trupp von mindestens 47 Mornellregenpfeifern, der sich derzeit im Schröcker Feld östlich von Marburg aufhält. Dort wurden am Dienstag schon mindestens 18 der zutraulichen Vögel gezählt. Am Mittwoch sorgte dann vermutlich der Gegenwind von Sturmtief Kirsten für einen Anstieg auf fast 50 Tiere und damit den zweitgrößten Trupp, der bislang in Hessen beobachtet wurde. An zwei weiteren Rastplätzen halten sich aktuell neun und drei Tiere auf, in den Tagen zuvor wurden an acht anderen Stellen ebenfalls schon mehr als 50 Vögel gezählt. Damit ist der Wegzug 2020 schon jetzt sehr stark ausgeprägt. Derzeit dominieren Altvögel, die meisten der etwas später ziehenden Jungvögel sind erst in den nächsten Tagen zu erwarten. Die Aussichten für eigene Beobachtungen sind derzeit daher ziemlich gut, wobei die Daumenregel gilt: je schlechter das Wetter, desto besser die Chancen. Bei Gegenwind aus Südwest und Regenschauern fallen nämlich deutlich mehr Trupps zur Rast ein als bei Rückenwind und guter Sicht.