Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Agrarlandschaft  Feldhamster 

Rechenzentrum im Feldhamsterland geplant

Im Main-Kinzig-Kreis wurden in den letzten Jahren bereits ca. 60 Hektar wertvoller Ackerboden und Lebensraum des bunten Nagers versiegelt – für ein Rechenzentrum sollen nun weitere 13 Hektar weichen.

Der einst häufige Feldhamster ist eine weltweit vom Aussterben bedrohte Art und der Mensch ist nicht ganz unschuldig dabei! Der bunte Nager hat spezielle Ansprüche an seinen Lebensraum und kommt fast ausschließlich auf den besonders ertragreichen Lehm-Löss-Böden vor. Bis in die 1950er wurde der Feldhamster noch als Konkurrent der Landwirtschaft verfolgt und auch wegen seines bunten Fells im großen Stil bejagt. Weitere bekannte Ursachen für den Rückgang des Ackerbewohners ist die Intensivierung der Landwirtschaft und Verlust von Lebensraum durch Bauvorhaben. Die Einstellung zu dem seltenen Feldbewohner änderte sich 1998, als der Feldhamster in der FFH-Richtlinie aufgeführt und unter Schutz gestellt wurde. In Deutschland wird der Ackerbewohner bereits seit 2009 als “vom Aussterben bedroht” eingestuft, 2020 folgte diese Einstufung von der IUCN auch weltweit. In Hessen sind von den ursprünglich bekannten 58 Feldhamsterpopulationsräumen aktuell nur noch 11 besiedelt! In den noch verbliebenen Feldhamstergebieten werden nun Schutzmaßnahmen und Aufklärungsarbeit betrieben, um eines der am meisten gefährdeten Säugetiere Deutschlands zu erhalten.

Nun sollen in Hessens flächenmäßig noch größtem Feldhamstergebiet im Main-Kinzig-Kreis weitere Flächen der Versieglung zum Opfer fallen. In den vergangenen 10 Jahren wurden in diesem Gebiet bereits ca. 60 Hektar versiegelt. Auf weiteren 40 Hektar Feldhamsterland sind weitere Bauvorhaben geplant. 13 Hektar sollen nun für ein Rechenzentrum in Schöneck weichen.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Lebensmittelverknappung ist es auch für den Laien nicht mehr nachvollziehbar, dass im Jahr 2022 immer noch ertragreiche Ackerböden unwiederbringlich vernichtet werden.

Mit hohem Einsatz finanzieller Mittel aus dem Vertragsnaturschutzes des Landes Hessen, aus Privatspenden sowie Stiftungsgeldern und letztlich unserem Projekt Feldhamsterland (gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt sowie der hessischen Biodiversitätsstrategie) sind umfangreiche Schutzmaßnahmen für den Feldhamster angelegt worden, um ihm und anderen seltenen Bewohnern wie Feldlerche und Rebhuhn das Überleben zu sichern.

Wir befinden uns aktuell in einem rasant fortschreitenden Artensterben, und ist eine Art erst einmal verschwunden so ist dies unumkehrbar. Doch warum ist der Artenschutz wichtig? Jede Art stellt einen Baustein in der Pyramide dar. Mit jeder aussterbenden Art geht somit ein Baustein verloren und niemand weiß, wann das gesamte Gebilde zusammenstürzen wird. Wir sollten uns also ganz besonders dafür einsetzen, Arten durch Schutzprogramme zu erhalten.

Es kann nicht sein, dass das Überleben einer Tierart in einer Gemeinde von kurzsichtigen kommunalpolitischen Entscheidungen abhängt und die strengen Schutzvorschriften der EU einfach umgangen werden können. Lassen Sie uns gemeinsam diesen Flächenfraß stoppen, aus Achtung vor den Wildtieren und aus Respekt vor den Landwirt*innen, die das Getreide für unser täglich Brot anbauen.

Das ZDF berichtete bereits am 10.05.2022 in der „Drehscheibe“ über das geplante Rechenzentrum und interviewte unter anderem Manfred Sattler, AG Feldhamsterschutz Gebietsbetreuer im Main-Kinzig-Kreis sowie Landwirt Matthias Wacker, der jährlich u.a. Feldhamsterschutzmaßnahmen anlegt. An diesem Tag wurden auch die ersten Banner gegen das geplante Rechenzentrum aufgestellt.

 

In Zusammenarbeit mit:

Stiftung Unsere Erde, NABU Main-Kinzig-Kreis, Kreisbauernverband Main-Kinzig, Vogelschutzverein Schöneck

 

 

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