Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Den Heuschrecken des Werra-Meißner-Kreises auf der Spur

Einwöchige Kartierung erbringt 700 Beobachtungen von 34 Arten für den Werra-Meißner-Kreis.

Gezielte Kartierungen in wenig untersuchten Regionen können beeindruckende Ergebnisse liefern. Bei einem etwa einwöchigen Aufenthalt im Werra-Meißner-Kreis im August mit täglicher Heuschreckensuche konnte Leo Meier von unserem "Netzwerk Heuschrecken", zeitweise unterstützt durch Rosina Weber, viele spannende Vorkommen dokumentieren. So kamen insgesamt über 700 Beobachtungen von 34 Arten zusammen!
Die Ergebnisse dieser umfassenden Kartierungen sollen im Folgenden dokumentiert werden. Wer regelmäßig über die Tätigkeiten unseres "Netzwerk Heuschrecken" erfahren möchte, der kann gerne einen Blick in unseren dazugehörigen Newsletter werfen. Hier geht es zur Newsletter-Anmeldung.

Übersicht über die Ergebnisse der Erfassung:

Im Werra-Meißner-Kreis finden sich noch verhältnismäßig viele Magerrasen und Heiden, die zwar fragmentiert, aber oft dennoch in gutem Pflegezustand sind. Auf solchen Flächen konnten Vorkommen mehrerer seltener Arten (wieder)gefunden werden:
Neben dem bekannten Vorkommen des Warzenbeißers (Decticus verrucivorus) auf dem Hohen Meißner konnte das aktuelle Vorkommen an einem zweiten ehemaliger Fundpunkt nördlich von Großalmerode bestätigt werden. Der Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus) war mit Funden an ca. 25 Orten noch erfreulich häufig vertreten. Das gleiche gilt für die Kurzflügelige Beißschrecke (Metrioptera brachyptera) mit 14 Fundpunkten. Diese in Hessen weitgehend auf die nördlichen und östlichen Landesteile beschränkte Art gilt als potenzieller Klimawandelverlierer. Mit dem Schwarzfleckigen Heidegrashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus) und der Rotflügeligen Schnarrschrecke (Psophus stridulus) bei Reichenbach konnten Vorkommen zweier extrem seltener Arten bestätigt werden.
Das Vorkommen der Schnarrschrecke an den Reichenbacher Kalkbergen stellt einen der letzten beiden Fundorte dieser in Hessen vom Aussterben bedrohten Art dar (über das zweite Vorkommen in der Rhön wurde bereits in vergangenen Newslettern berichtet). Mindestens sechs Weibchen und an die 20 Männchen dieser beeindruckenden Art wurden beobachtet, wobei auf das ganze Gebiet gerechnet von deutlich mehr Individuen auszugehen ist. Weiterhin wurden mehrereVorkommen der Westlichen Beißschrecke (Platycleis albopunctata) aufgenomen: Ein letztes Jahr am Jestädter Weinberg gefundenes Vorkommen konnte erneut bestätigt werden. Dazu kamen Vorkommen am Hohekopf bei Epterode, bei Großalmerode und teils sehr individuenreiche Vorkommen in der Umgebung von Witzenhausen-Roßbach. Einige ehemalige Vorkommen der Westlichen Beißschrecke konnten jedoch nicht bestätigt werden und dürften dem Augenschein nach leider der Verbrachung und Verbuschung zum Opfer gefallen sein.

Ein überraschendes Highlight war der Fund einer individuenreichen Population der Zweifarbigen Beißschrecke (Bicolorana bicolor) auf einem Magerrasen zwischen Eltmannshausen und Alberode. Die Blauflügelige Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) konnte an gleich zwei Fundorten für Nordosthessen neu nachgewiesen werden: Auf dem Walberg (westlich Hess. Lichtenau) und im ehemaligen Bahnhof Eschwege-West bei Eltmannshausen. An beiden Standorten wurden zumindest eine Hand voll Individuen beider Geschlechter beobachtet, wobei der Bahnhof nur im Randbereich betreten werden konnte. Mehrere weitere Arten, die sich bekanntlich durch den Klimawandel begünstigt in Deutschland weiter nach Norden ausbreiten, konnten im Rahmen der Erfassung im Werra-Meißner-Kreis neu oder in größeren Artenzahlen nachgewiesen werden. Dazu gehört die wärmeliebenden Arten Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falcata), Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar) und Sumpfschrecke (Stethophyma grossum), die in allen Kreisteilen etliche Male sowohl als adultes Tier als auch als Larve gefunden wurden. Zwei Larven der in Nordhessen seltenen Punktierten Zartschrecke (Leptophyes punctatissima) wurden nahe der NABU-Stiftungsfläche "Feuchtwiesen bei Glimmerode" (südl. Hess. Lichtenau) gefangen. An zwei Orten wurden Vorkommen der Langflügeligen Schwertschrecke westlichen von Witzenhausen und südlich von Eschwege gefunden. An drei dazwischen gelegenen Orten im Werratal gelangen jedoch keine Funde dieser Art und auch im restlichen Kreis war sie nicht zu finden. Der Sumpfgrashüpfer (Pseudochorthippus montanus) wurde an nur vier Orten gefunden. Drei befanden sich in dauerhaft extrem quellnassen Wiesen, eine in einer Auenwiese am Stadtrand von Hess. Lichtenau. Die sehr feuchtigkeitsliebende Art scheint die Dürren der letzten Jahre schlecht zu verkraften und ist landesweit inzwischen auf wenige oftmals sehr nasse Habitate beschränkt.

 

Gesamtartenliste der Erfassung im Werra-Meißner-Kreis:

  • Langfühlerschrecken (Ensifera)
    • Gemeine Sichelschrecke
    • Punktierte Zartschrecke
    • Gemeine Eichenschrecke
    • Südliche Eichenschrecke
    • Langflügelige Schwertschrecke
    • Kurzflügelige Schwertschrecke
    • Zwitscherschrecke
    • Grünes Heupferd
    • Warzenbeißer
    • Westliche Beißschrecke
    • Kurzflügelige Beißschrecke
    • Zweifarbige Beißschrecke
    • Roesels Beißschrecke
    • Gewöhnliche Strauchschrecke
    • Waldgrille
    • Säbel-Dornschrecke
    • Gemeine Dornschrecke
    • Zweipunkt-Dornschrecke
    • Langfühler-Dornschrecke
  • Kurzfühlerschrecken (Caelifera)
    • Sumpfschrecke
    • Rotflügelige Schnarrschrecke
    • Blauflügelige Sandschrecke
    • Große Goldschrecke
    • Bunter Grashüpfer
    • Heidegrashüpfer
    • Schwarzfleckiger Grashüpfer
    • Rote Keulenschrecke
    • Gefleckte Keulenschrecke
    • Brauner Grashüpfer
    • Nachtigall-Grashüpfer
    • Weißrandiger Grashüpfer
    • Wiesengrashüpfer
    • Gemeiner Grashüpfer
    • Sumpfgrashüpfer