Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Entdecken Die Geier sind los!

Ornitho  Greifvögel und Eulen 

Die Geier sind los!

Über Braunfels wurde ein Trupp von rund 20 Gänsegeiern gesichtet.

Eine unvergessliche Beobachtung machten Vogelkundler*innen gestern und heute im Lahn-Dill-Kreis:
Über Braunfels kreiste ein Trupp von etwa 20 Gänsegeiern! Die riesigen Greifvögel mit einer Spannweite von bis zu 2,65m sind in Hessen und Deutschland ein zwar sehr seltener, aber seit 2006 fast alljährlicher Anblick.

Gleich 20 Tiere zusammen sind jedoch eine bemerkenswert große Zahl und die Beobachtung stellt die bundesweit erste Geiergruppe in diesem Jahr abseits der Alpenregion dar. Noch im Mittelalter besuchten die in Südeuropa heimischen Gänsegeier aufgrund der seinerzeit für die Aasfresser hier günstigen Nahrungsbedingungen im Sommerhalbjahr regelmäßig die Bereiche nördlich der Alpen.

Erneute Einreise nach Norden

Nachdem sie sich aufgrund der abnehmenden Bestände und rückläufigen Nahrungsgrundlage in den letzten beiden Jahrhunderten nur ganz ausnahmsweise weiter nach Norden verflogen, begann vor etwa 15 Jahren erneut eine Phase regelmäßiger Einflüge nach Norden.

Auslöser war zunächst eine EU-Hygienerichtlinie im Jahr 2002 infolge der BSE-Krise, die in Spanien zu Nahrungsmangel unter den dort seinerzeit 18.000 Geierpaaren führte. Tote Nutztiere durften nicht mehr, wie traditionell üblich, auf den Muladares genannten Schindangern von den Geiern entsorgt werden, zahlreiche Geier wanderten in der Folge auf Nahrungsuche weit in Mitteleuropa umher. Zwar wurden ausgewählte Muladares zwar bald wieder betrieben, die sommerliche Nordwanderung einiger Geiergruppen hat sich aber gehalten.

Gänsegeier in Hessen

So wurden in Hessen seit dem Jahr 2013 in jedem Jahr Gänsegeier an inzwischen gut 30 Orten beobachtet, zuletzt im Juni 2019 eine Gruppe von 16 Tieren im Bereich des Edersees. Braunfels nimmt allerdings eine Sonderstellung ein, da hier am 24. Juni 2011 schon einmal ein Trupp von etwa 30 Gänsegeiern zu sehen war.

Beobachtungen sollten aufgrund der im Einzelfall möglichen Verwechslungsgefahr mit anderen Greifvögeln oder aus Gehegehaltungen entflogenen Geierarten wie im aktuellen Fall möglichst fotografisch dokumentiert werden. Und nicht nur das: so können sich auch andere Interessierte an den eindrucksvollen Bildern freuen und die Aufregung bei der Entdeckung der gewaltigen Tiere nachfühlen!

Foto: T. Glittenberg

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