Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Ornitho  Vögel 

Ederzählung 2022

Wintervogelzählung an der gesamten hessischen Eder

Die Wintervogelzählung an der Eder ist wohl deutschlandweit in dieser Form und Dauer ein einmaliges Projekt. Von der hessisch-westfälischen Landesgrenze bis zur Mündung der Eder in die Fulda (135 km) werden an zwei Stichtagen (letzter Sonntag im Dezember und erster Sonntag im Februar) alle Vögel - vom Zaunkönig bis zum Höckerschwan - gezählt. Dabei werden die ehemaligen Kiesbaggerteiche einbezogen und in Form einer Linienkartierung auch Vögel der Talaue erfasst.

In guter Kooperation zwischen den HGON-Arbeitskreisen Waldeck-Frankenberg und Schwalm-Eder nehmen bei jeder Zählung etwa 50 Beobachterinnen und Beobachter von HGON und NABU teil. Die Ergebnisse werden jeweils in den Vogelkundlichen Heften Edertal  für den Kreis Waldeck-Frankenberg veröffentlicht.

25 Jahre Ederzählung

Nach 25 Jahren hat die HGON zu allen Arten Grafiken erstellt, die exemplarisch spannende Erkenntnisse über die Wintervogel-Bestände an einem Fluss vermitteln. Die Eder zählt zu den natürlichsten Flüssen in Hessen und ist zudem in den letzten Jahren durch zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen im Sinne eines Biotopverbunds aufgewertet worden. Hier gibt's die Grafiken zum Download.

Nach der langen Projektzeit von einem Vierteljahrhundert wurde darüber diskutiert, ob die Zählungen fortgeführt werden sollten. Eine Umfrage ergab große Zustimmung und keinerlei Ermüdungserscheinungen. Überzeugend waren die Dokumentation der langjährigen Ergebnisse und die Erfahrung, dass jede Zählperiode wieder anders ist und neue Erkenntnisse liefert.

Zählung 2022

Der erste Zähltermin in diesem Winter wurde ausnahmsweise auf den 2. Januar festgesetzt, weil der letzte Dezembersonntag 2021 auf den zweiten Weihnachtstag fiel. Die Zählung erfolgte bei fast Vorfrühlingswetter, mittlerer Wasserführung an der oberen Eder und geringem Wasserablass mit nur 4 qbm/sec aus dem Edersee.

Hier einige interessante Ergebnisse aus dem Kreis Waldeck-Frankenberg:

An der unteren Eder - unterhalb der Talsperre - sind im Vergleich zur oberen Eder die selteneren Entenarten viel häufiger anzutreffen. Dort  wurden zum Beispiel 75 Pfeifenten gezählt, während es an der oberen Eder lediglich zwei waren. Schnatterenten, Reiherenten  und Schellenten fehlten an der oberen Eder, an der unteren Eder waren es 91, 438 bzw. 30. Auch der Zwergtaucher (1/23) ist fast nur an der unteren Eder zu beobachten. Der Gänsesäger war hingegen an der oberen Eder bei einer Zahlenrelation von 60 zu 40 häufiger vertreten. Wasseramseln wurden bei dieser Zählung mit lediglich 14 Exemplaren (im Vorjahr 23) nur an der oberen Eder beobachtet, insbesondere im Bereich der Stadt Hatzfeld, wo die Eder noch bachartigen Charakter hat. Die milden Temperaturen und die geringe Wasserführung der unteren Eder und waren günstig für überwinternde Bach- und Gebirgsstelzen mit bemerkenswerten 13 bzw. 6 Exemplaren. Zu den Kleinvögeln exemplarisch die Gesamtzahlen für den gesamten Ederabschnitt Waldeck-Frankenberg: 31 Rotkehlchen 7 Heckenbraunellen und 127 Zaunkönige.

Überregionale Bedeutung

Immer wieder zeigt sich, wie wichtig die Kontrolle des langen Flussabschnitts ist und man nicht aus die Situation von einem kleineren Abschnitt - auch wenn es mehrere Kilometer sind - verallgemeinern kann. Dazu ein extremes Beispiel: Die 185 Kernbeißer wurden nur an einem Zählabschnitt der oberen Eder registriert. Und schließlich noch ein weiteres von vielen interessanten Ergebnissen: 23 Bekassinen in der Ederaue von Rennertehausen, von der Jahreszeit her eine große Besonderheit, die aber auch die Bedeutung des Gebietes zeigt.

Der zweite Zähltermin in diesem Winter ist der 6. Februar.

Wolfgang Lübcke (AK Waldeck-Frankenberg)