Ein Wochenende voller Heuschrecken
Fachlicher und freundschaftlicher Austausch bei der 17. Heuschrecken-Jahrestagung der DGfO
Am 22. – 24. März 2024 fand in Gießen die 17. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopterologie (DGfO) statt. Die Jahrestagung der Heuschreckenkundler*innen wird in einem zweijährigen Turnus an wechselnden Orten ausgerichtet. In diesem Jahr war die HGON mit ihrer Arbeitsgruppe „Netzwerk Heuschrecken“ Gastgeberin der Veranstaltung.
Rund 45 Teilnehmende aus ganz Deutschland, Österreich und den Niederlanden nahmen an der Tagung teil. Die meisten Heuschreckenbegeisterten fanden sich bereits am Freitagabend zu einem gemütlichen Beisammensein ein, um die anderen Tagungsteilnehmer*innen kennenzulernen oder den Kontakt zu alten Bekannten zu pflegen.
Tagungsprogramm
Am Samstag startete dann das Tagungsprogramm, das sich in verschiedene Themenkomplexe unterteilte. Los ging es mit dem Themenblock „Verbreitungsmuster“, moderiert von Josef Tumbrinck. Sebastian König konnte in seinem Vortrag seine Forschung aus dem Alpenraum vorstellen. Er beschäftigt sich mit temperaturabhängigen Zusammensetzungsprozesse von Heuschreckengemeinschaften in den süddeutschen Höhengradienten. Axel Hochkirch stellte die Veränderungen der Heuschreckenfauna Deutschlands ausführlich dar und hob die Bedeutung von Observation.org als Meldeplattform hervor, auf der er auch als Validator tätig ist und durch welche zahlreiche neue Heuschreckendaten generiert werden. Zwar keine Heuschrecken, aber nahe verwandt und auch spannend: Alban Pfeifer aus Rheinland-Pfalz berichtete über die Situation der Schaben und Ohrwürmer in Deutschland und über die Vorarbeiten zur Roten Liste.
Der größte Themenblock der Tagung beschäftigte sich mit dem Thema „Naturschutz“ und wurde von Thomas Fartmann sowie Martin Husemann moderiert. Josef Tumbrinck stellte in seinem Vortrag das neue Nationale Artenhilfsprogramm, mit einem Fokus auf aktuelle bundespolitische Entwicklungen mit Bezug zur Arbeit der DGfO, vor. Im Anschluss gab Dominik Poniatowski einen Einblick in die neue Rote Liste der Heuschrecken Deutschlands, die sich aktuell im Druck befindet und an der das Netzwerk Heuschrecken ebenfalls mitgewirkt hat. Abweichend vom Programm ging Thomas Fartmann im Anschluss in seinem Vortrag auf die Veränderung der Heuschreckenzönosen innerhalb und außerhalb von Schutzgebieten ein.
Im Bundesprogramm Biologische Vielfalt ist aktuell auch ein Projekt für eine Heuschreckenart vertreten. Im Projekt ELSA soll das Überleben der Laubholz-Säbelschrecke als Indikator artenreicher, wärmebegünstigter Eichen-Hainbuchenwälder und Eichentrockenwälder gesichert werden. Lisa Reiss ist im Projekt tätig und informierte in ihrem Vortrag über die Habitatpräferenzen der Art und die im Projekt laufenden Erfassungen.
Ein weiterer Vortrag von Dominik Poniatowski widmete sich der hohen Bedeutung von Naturschutzgebieten zum Erhalt des Artenreichtums und der Biomasse in Hinblick auf unsere heimische Heuschreckenfauna. Den Abschluss am Samstag machte Jonas Brüggeshemke, der neue Heidepflegemaßnahmen vorstellte und wie diese die Heuschreckengemeinschaften fördern.
Der Sonntag bot eine bunte Mischung unterschiedlichster Themen, die Moderation erfolgte durch Leo Meier vom Netzwerk Heuschrecken der HGON. David Bennett machte den Anfang und stellte die passive akustische Überwachung von Heuschrecken und die Ergebnisse seiner sich noch in der Entwicklung befindlichen Software vor. Rosina Weber und Leo Meier von der HGON waren für einen regionalen Vortrag zuständig. Die beiden berichteten über die Tätigkeiten des Netzwerk Heuschreckens, die Heuschreckenfauna der hessischen Naturräume und die Bestandsentwicklungen ausgewählter Arten. Sebastian König hatte in seinem zweiten Vortrag einen speziellen Fokus auf den Alpen-Nachtigall-Grashüpfer, den er ausführlich vorstellte. Und zum Abschluss berichtete Josef Tumbrinck über seine Tätigkeiten in der Beschreibung neuer Dornschreckenarten in Papua und seine letzte Sammelexpedition.
Zusammenfassung
Wir blicken zurück auf eine gelungene Tagung und freuen uns sehr, dass wir die DGfO und so viele Personen aus Wissenschaft und Forschung, aber auch aus dem Naturschutz in Gießen begrüßen durften.
Die Abstracts der verschiedenen Vorträge stehen hier zum Download bereit: