Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Entdecken Für euch gespielt: Flügelschlag

Vögel 

Für euch gespielt: Flügelschlag

Spielrezension

Als Brettspiel-Fan war mir das Erscheinen von Flügelschlag bereits im Voraus bekannt und die Bewertungen waren durchweg positiv. Doch ein Spiel mit reinem Vogelthema und noch dazu amerikanische Vögel, die ich so gar nicht kenne? Ich war zunächst skeptisch. Irgendwann lag es jedoch in unserer HGON-Geschäftsstelle auf dem Tisch und wartete darauf, dass es gespielt wird. So brachte ich es mit zum regelmäßigen Spieletreff. Auch hier zunächst Skepsis: Ingenieure und Schauspieler ohne Bezug zur Ornithologie sind von einer solchen Thematik nicht leicht zu begeistern (ich spreche aus Erfahrung, so ist Flügelschlag nicht das erste biologisch angehauchte Spiel, das ich mitbrachte). Doch es kam ganz anders! Selbst ohne Kenntnisse über die amerikanische Vogelwelt oder tiefergehendem Interesse an Ornithologie besticht das Spiel durch seine ausgeklügelte Mechanik.

Im Prinzip hat jeder Spieler die Wahl zwischen vier verschiedenen Aktionen: Einen Vogel ausspielen, Nahrung sammeln (Wald-Aktion), Eier legen (Grasland-Aktion) oder eine Karte und somit einen neuen Vogel ziehen (Wasser-Aktion). Je nach gespielter Aktion werden dabei Fähigkeiten der bereits ausgespielten Vögel aktiviert. Dabei gilt: Je mehr Vögel im jeweiligen AktionsLebensraum bereits ausliegen, umso besser wird die Aktion. Beispielsweise sammelt man mehr Nahrung, je mehr Vögel im Habitat Wald liegen. Ebensoerfreulich: Es gibt Fähigkeiten, die im gegnerischen Zug aktiviert werden und somit verhindern, dass man lediglich nebeneinanderher spielt. Dazu gehört beispielsweise, dass aasfressende Vögel sich Nahrung nehmen dürfen, wenn der Greifvogel eines Mitspielers Beute schlägt. Aufgrund der großen Auswahl von 170 verschiedenen Vögeln und ihrer verschiedenen Fähigkeiten, spielt sich jede Partie unterschiedlich. Und meist verfolgen die Spieler aufgrund der ihnen zur Verfügung stehenden Vögel unterschiedliche Strategien. So war ich in meiner ersten Partie Flügelschlag auf Brutparasitismus spezialisiert, Braunkopf-Kuhstärling und Co. brachten mir während der gegnerischen Züge viele Eier und somit Siegpunkte ein. Wohingegen die befreundete Schauspielerin kleine Vögel zum Fressen gern hatte. Ihre Eulen und Greife verspeisten munter Singammer oder Zitronenwaldsänger. Anders wiederum die verschiedenen Krähenarten des Ingenieurs, die sich über Eier hermachten und diese als Nahrungsressourcen nutzen konnten. Am Ende des Spiels geben die Vögel in Abhängigkeit ihrer Kosten unterschiedliche Anzahlen an Punkten, aber auch Eier, gefressene Vögel oder gehortete Nahrung, sowie Runden-Boni spielen in das Endergebnis mit ein. Auch hat jeder Spieler eine verdeckte Passion. Beispielsweise ist man Fotograf und will Vögel mit Farben im Namen sammeln oder man ist Großvogelkundler und will möglichst Arten mit großer Spannweiteausspielen.

Auch für Laien der Vogelwelt Nordamerikas hält das Spiel neben dem wunderschönen Artwork und der fantastischen Spielmechanik noch ein paar nette Details bereit: Jede Karte beinhaltet Informationen zur Verbreitung und vermittelt in einem zweizeiligen „Flavourtext“ interessante Informationen zur jeweiligen Art. Beispielsweise, dass das Weidengelbkehlchen 1766 als einer der ersten amerikanischen Vögel von Carl von Linné katalogisiert wurde . Fazit: Ich kann dieses liebevoll gestaltete und ausgeklügelte Spiel nur empfehlen, nicht bloß den Vogel- oder Brettspielliebhabern unter uns. Und wer noch immer nicht mit der Vogelwelt Nordamerikas liebäugeln mag: In diesem Jahr erschien bereits eine Erweiterung mit europäischen Vogelarten.

Infos zum Spiel:

  • Auszeichnungen: Kennerspiel des Jahres 2019 & Deutscher Spiele Preis: Best Family/Adult Game 2019
  • Verlag: Feuerland-Spiele
  • Preis: 49,90 €
  • Spielinfos: 1-5 Spieler, ab 10 Jahren, 40- 75min Spieldauer

 

Inga Hundertmark - HGON-Geschäftsstelle