Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

Entdecken Kleine Elster?

Ornitho  Vögel 

Kleine Elster?

Nein, ein Rosenstar!

Das Ehepaar Friededore und Hans Günter Abt aus dem Kreis Darmstadt konnte sich Ende Mai über eine ganz besondere Beobachtung in ihrem Garten freuen, von der die beiden gerne berichten möchten:

Friededore und ich saßen in unserem Garten im Kreis Darmstadt. Er ist umgeben von Bäumen und Hecken unterschiedlicher Größe. Friededore hörte einen Gesang, den sie nicht kannte. Dieser ertönte für einige Minuten. „Das muss ein Exot sein.“ Das stand für Friededore fest. Ich suchte zunächst ohne Hilfsmittel und entdeckte den Vogel etwas beschattet in einer Roteiche neben unserem Grundstück. „Der sieht aus wie eine kleine Elster“, meinte ich dazu. Ich zeigte Friededore den Platz, worauf sie mit dem Fernglas genauer hinsah. Sie war sicher, dass es keine Elster, sondern eine besondere, seltene Art sein musste.

Als ein Trupp Stare auf dem benachbarten Walnussbaum landete, schien es ein Duett zwischen ihnen und der „falschen Elster“ zu geben. Anhand des Bestimmungsbuchs legte sich Friededore auf den Rosenstar fest, während ich nach meinem Foto mit langem Teleobjektiv griff. In der windbewegten Eiche gelangen mir drei Fotos, ehe der Rosenstar sich an anderer Stelle im Laub versteckte. Die beigefügten Fotos sind Ausschnitte, die dank der guten Optik möglich waren. Wir hörten ihn noch weitere Minuten singen, konnten ihn aber nicht mehr entdecken. Am Bildschirm bestätigte sich Friededores Bestimmung, weil insbesondere der helle, kurze Schnabel, der Schopf und die rosa Tönung am Bauch festzustellen waren.

Rosenstare in Hessen

Rosenstare sind Brutvögel vor allem der Steppen und Wüsten Mittelasiens mit Winterquartier in Indien. In Mittel- und Westeuropa treten sie daher nur ausnahmsweise auf, besonders nach Westen abgezogene Jungvögel im Herbst. Sehr seltene Invasionsbewegungen über die Brutgebiete hinaus nach Westen bieten jedoch die Möglichkeit, auch die fantastisch gefärbten Altvögel in unserem Raum zu erleben. Ausläufer solcher Invasionen nach Südosteuropa reichen, südlich der Alpen, teils bis nach Frankreich oder sogar Spanien.

Die letzte solche Wanderung im Frühsommer 2018 blieb leider ohne Nachweis in Hessen, wo die Art bislang zuletzt am 2. Juni 2002 beobachtet wurde. Die aktuelle Beobachtung bei Darmstadt steht in Zusammenhang mit einem erneut sehr starken Auftreten weit im Westen. So wurden in den letzten Tagen zahlreiche Beobachtungen, darunter auch größere Trupps, aus Norditalien und Südfrankreich gemeldet.

Unter folgendem Link werden die Beobachtungen aus den verschiedenen ornitho-Portalen zusammenfassend dargestellt: https://data.biolovision.net/index.php?m_id=30013

Herzlichen Dank an das Ehepaar Abt für den Erlebnisbericht und das Foto.

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