Neue Gewässer für die Gelbbauchunke
AK Gießen und der städtische Forstbetrieb setzen sich gemeinsam für den Amphibienschutz im Stadtgebiet ein.
Unter Leitung von Ernst-Ludwig Kriep (Leiter des städtischen Forstbetriebs) wurden im Gießener Stadtwald auf Empfehlung des HGON-Arbeitskreis Gießen (Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz) neue Kleinstgewässer für die Gelbbauchunke geschaffen. Die Maßnahme: „Anlage mehrere Kleingewässer im „Schiffenberg“ zugunsten von Gelbbauchunke und anderen Amphibienarten“ wurde Ende April 2020 vom Regierungspräsidium bewilligt. Die Mittel stammen aus dem Topf der Hessischen Biodiversitätsstrategie. Die Umsetzung der Maßnahme erfolgte nun im August, da die sog. Brut- und Setzzeit beendet sein sollte, um keine Schäden an der Natur während des Einsatzes anzurichten. Die Auswahl der Standorte erfolgte durch die Biologen der HGON, die Umsetzung der Maßnahme durch die Mittelhessischen Wasserbetriebe (MWB). Zuvor mussten die möglichen Standorte noch vom Kampfmittelräumdienst auf mögliche gefährliche Altlasten kontrolliert werden. Die insgesamt sechs neuen Kleingewässer, die an zwei verschiedenen Standorten angelegt wurden, dienen als Trittsteine zur Vernetzung bestehender Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Gelbbauchunke im Stadtgebiet. Diese kam oder kommt noch im Schiffenberger Tal sowie im Bereich des Europaviertels und auf der Hohen Warte vor. Die nächsten bekannten größeren Vorkommen finden sich bei Langgöns, ansonsten haben die Bestände der Art in Hessen in den letzten 20 Jahren außerordentlich stark abgenommen.
Gelbbauchunken, die auch Bergunken genannt werden, benötigen flache und vegetationsarme Laichgewässer, die nur temporär Wasser führen. Um dies zu gewährleisten, müssen in der heutigen Landschaft immer wieder Maßnahmen ergriffen werden, um neue Laichgewässer für die Art zu schaffen. Doch auch den anderen Amphibien des Gießener Waldes soll unter die Arme gegriffen werden – so leiden Grasfrosch & Co. in den letzten Jahren immer mehr unter der Trockenheit und dem zu frühen Austrocknen der Gewässer. Dazu wurden ebenfalls etwas tiefere und größere Gewässer angelegt, die auch den anderen Arten als Laichhabitat dienen sollen. Im Bereich des Stadtwaldes rund um die Licher Straße konnte der Arbeitskreis in den letzten Jahren viele Nachweise des Feuersalamanders erbringen, der noch zahlreich in den Wäldern Gießens vorkommt. Neben Fließgewässern, seinem primären Laichplatz, nutzt er zum Teil auch Stillgewässer zur Larvenaufzucht, wie beispielsweise die zahllosen Bombentrichter der Gießener Wälder. Dies wurde auch bei der diesjährigen Laichballenzählung, eine Methode zur Erfassung des Grasfrosches, durch die HGON deutlich, bei der auch viele Feuersalamanderlarven und Grasfroschlaich entdeckt wurden. Bei der Grasfroscherfassung konzentrierten sich die Kartierer*innen hauptsächlich auf die Waldbereiche im Südosten Gießens. Es erfolgten an über 50 der untersuchten Gewässer Nachweise von insgesamt ca. 1600 Laichballen. Allerdings zeigen die Erfassungen, dass viele der Laichgewässer in diesem Jahr viel zu früh trockengefallen sind. Dies betrifft nicht nur Temporärgewässer wie Wagenspuren in Rückegassen, sondern auch viele Waldtümpel.
Nach den Regenfällen der letzten Zeit konnten sich bereits die ersten neuen Kleingewässer mit Wasser füllen, so dass diese in den kommenden Jahren hoffentlich als Laichgewässer dienen werden. Die Mitglieder des HGON-Arbeitskreises werden weiterhin die Amphibien des Stadtwaldes beobachten, um so gemeinsam mit dem städtischen Forstbetrieb weitere Maßnahmen zum Schutz von Gelbbauchunke & Co. planen zu können.