Reptilische Überraschung am Mausohr-Bahnhof
Zufälliger Nachweis der Mauereidechse am Mausohr-Bahnhof im Odenwald geglückt.
Die ehrenamtlichen Helfer am Mausohr-Bahnhof Mümling-Grumbach staunten nicht schlecht, als bei einem Arbeitseinsatz am Monatswechsel zum November ein Exemplar der Mauereidechse aus dem Gleisbett zum Bahnhofsgebäude wechselte und dort Spalten im Mauerwerk untersuchte. Vermutlich war das Tier auf der Suche nach einem Winterlager. Die Mauereidechse ist entsprechend der FFH-Richtlinie geschützt und gilt laut der letzten Roten Liste Hessens als Gefährdet. Starke Rückgänge erlitt sie in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts durch die Rebflurbereinigung, in deren Folge unter anderem Weinbergmauern beseitigt wurden, sowie durch die Nutzungsaufgabe von Weinbergen. Während der vergangenen Jahrzehnte eroberte die Mauereidechse aber auch neue Lebensräume in den Bahnanlagen und Industrieflächen.
In Hessen kommt die Art vornehmlich in den klimatisch begünstigten Bereichen im Südwesten vor. Im Odenwaldkreis gelang erst dieses Jahr der Erstnachweis und der Fund am Mausohr-Bahnhof stellt den zweiten gemeldete Fund überhaupt dar. Die Mauereidechse gilt als Gewinner des Klimawandels; sie wird oft verfrachtet und bei geeigneten Bedingungen kann sie sich am neuen Standort etablieren.
Damit stellt sich für 2021 eine spannende Aufgabe: Durch gezielte Nachsuche wollen wir feststellen, ob die Art beim Mausohr-Bahnhof bereits etabliert ist. In jedem Fall ist der Fund eine Motivation, die Sanierung des Bahnhofs weiterhin auch unter Artenschutzaspekten fortzusetzen: Tiefe Mauerspalten werden nicht einfach zugeschmiert und wo möglich, auch welche offen erhalten. Auch zeigt der Nachweis, dass die Entscheidung für eine Stützmauer an den Parkplätzen als relativ teure Trockenmauer richtig ist.
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