Heimlicher Rückkehrer
Lange war er bei uns ausgestorben, ausgerottet durch den Menschen, der ihn als Nahrungskonkurrenten sah. Doch still und heimlich hat sich dieser Wassermarder erneut ausgebreitet und besiedelt seit einigen Jahren auch wieder Hessen. Gemeint ist der Europäische Fischotter.
Immer wieder gab es Hinweise auf die Anwesenheit des Otters in Hessen, wobei hier leicht Verwechslungen möglich sind, beispielsweise mit Mink oder Nutria. 2013 erfolgte dann aber die Aufnahme eines otterähnlichen Tieres auf einer Wildkamera des Luchsmonitorings der HessenForst Servicezentrum Forsteinrichtung und Naturschutz (FENA) im Vogelsberg – der Beweis: In Hessen sind Otter unterwegs!
Maßnahmen zum Schutz des Fischotters
In den darauffolgenden Jahren wurden durch das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie und durch die HGON gezielte Kartierungen zur Erfassung des Fischotters in Hessen durchgeführt. Diese konzentrierten sich auf die ost- und nordhessischen Bereiche. Und man wurde fündig: Der Otter konnte bereits in Teilen des Schwalm-Eder-Kreises sowie des Vogelsbergs und Landkreis Kassel, der Wetterau und des Main-Kinzig-Kreises nachgewiesen werden. Hinzu kommen Einzelnachweise und Totfunde aus weiteren Kreisen. Zuletzt gelangen der HGON Nachweise im Landkreis Marburg-Biedenkopf in 2022 und 2023.
Ohne Bejagung und dank zahlreicher Renaturierungsprojekte ist der Otter in der Lage, sich seine ursprünglichen Verbreitungsgebiete wieder zurück zu erobern. Doch es lauern neue Gefahren auf ihn: Heutzutage stellt der Straßenverkehr die größte Gefahr für den Otter dar. Fischotter unterqueren Brücken gerne trockenen Fußes. Damit dies möglich ist, muss die Brücke über eine sogenannte Berme verfügen. Ist diese nicht vorhanden, wählt er gerne den gefährlichen Weg über die Straße.
Otterbrücken
Ottergerechte Brücken mit Bermen helfen nicht nur dem Otter, sondern erleichtern ebenso den Nachweis dieser scheuen Tierart: Unter Brücken kann man seine Hinterlassenschaften, wie Fußspuren und Kot finden. Und nicht nur der Fischotter nutzt Bermen, auch andere Arten können so der gefährlichen Straße entgehen.
Den äußerst charakteristischen Kot des Otters erkennt man an seinem fischigen Geruch und den deutlich zu erkennenden Fischschuppen und -gräten. Seine Trittsiegel weisen, wie für Marder typisch, fünf Zehen auf. Dabei sind die Krallen gut zu erkennen, die Schwimmhäute zeichnen sich hingegen nur selten im Boden ab.
Genau diese Nachweise helfen der HGON bei verschiedenen Otter-Erfassungen, beispielsweise im Schwalm-Eder-Kreis oder der Wetterau. Wir sind gespannt, wie sich die Bestände des Otters in Hessen weiter entwickeln.
Scheues Fotomodell
Während der Kartierungen werden in der Regel ausschließlich indirekte Nachweise des Fischotters erfasst, dazu gehören Kot und Trittsiegel. Um den scheuen Wassermarder auch mal zu Gesicht zu bekommen, setzt die HGON in manchen Gebieten zusätzlich Wildkameras ein. So z.B. in einem gemeinsamen Projekt mit dem Forstamt Nidda in der Wetterau.