Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

AgrarlandschaftLebensräume

Agrarlandschaft

Agrarlandschaften sind Kulturlandschaften und blicken auf eine sehr lange Nutzungsgeschichte zurück. In der „Kornkammer“ Hessens, der Wetterau, wurden bereits vor 7.000 Jahren Ackerbau und Viehzucht betrieben.

Heute sind Agrarökosysteme stark gestörte Lebensräume, denn sie haben in den vergangenen Jahrzehnten, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, eine Intensivierung erfahren. Unter anderem durch die stärkere Mechanisierung der Bewirtschaftung und den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln.

Landwirtschaftlich genutzte Flächen produzieren Lebensmittel und sind bzw. waren zugleich Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten: Ackerwildkrautgemeinschaften, Insekten, Spinnen, Vögel und Säugetiere, wie Feldlerche oder Feldhamster, leben auf unseren Feldern.

Gefährdete Agrartierarten

Durch die Flurbereinigung wurden viele Hecken und Feldgehölze entfernt, und aus einer kleinstrukturierten, heterogenen Landschaft wurden größere, einheitlichere Schläge, die noch effizienter bewirtschaftet werden konnten. Aktuell befinden wir uns am Ende einer langen Abwärtsentwicklung, in der selbst Arten, die vor zwanzig Jahren noch häufig und allgegenwärtig waren, wie Feldlerche oder Goldammer, nun verschwinden.

Zwischen 1980 und 2016 ist der europäische Agrarvogelindex, der 39 Vogelarten umfasst, um 57 Prozent zurückgegangen. Damit sind die Arten, die in Ackerlandschaften leben, die am stärksten gefährdete Gruppe unter unseren Tier- und Pflanzenarten. Stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind bei uns u. a. die Bestände von Rebhuhn, Turteltaube und Grauammer.

Förderung der Biodiversität

Mithilfe von Agrarumwelt- und Artenschutzmaßnahmen versuchen wir heute, die Biodiversität dieser Ökosysteme zu fördern, darin Ressourcen und Strukturen anzubieten, damit diese Lebensräume auch heute noch (oder wieder) für viele Offenlandarten geeignet sind. Strategie der HGON ist neben dem gezielten, zum Teil sehr aufwendigen Schutz der letzten Vorkommen bestimmter Arten (zum Beispiel des Feldhamsters) die Bündelung und fachliche Begleitung von behördlichen Maßnahmen.

Etwa in Bereichen, die sich durch das aktuelle Vorkommen einer möglichst hohen Zahl besonders bedrohter Arten auszeichnen. Damit kommen, wie im Fall der so durch das Umweltministerium entwickelten Feldflurprojekte, die eingesetzen Mittel gleich mehreren Arten zugute und es entstehen zusätzliche Synergien, von der die Arten ebenfalls profitieren.

 

(Vgl. https://pecbms.info/)

(Vgl. VSW & HGON 2014, Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens).